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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 321
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0321
Die Schiltacher Ortsgruppenleitung der NSDAP mit Ortsgruppenleiter A.
Vornfett an der Spitze scheint G. Trautwein, der vor 1933 immer mit offenem
Visier gegen sie gekämpft hatte, nach wie vor respektiert zu haben, auch wenn
sein Name beispielsweise im Jungvolk als der eines „unnachgiebigen Demokraten
" genannt wurde und andere Nationalsozialisten es nicht sehen konnten,
daß die Andersdenkenden noch frei herumlaufen". Mit den Jahren, besonders
seit dem 1939 begonnenen Krieg, konnte sich aber auch er nicht mehr ganz
dem Druck der Partei entziehen. Ab 1940 stellte sich G. Trautwein, alter Militärfunker
„mit Leib und Seele", der Segelfliegergruppe der Schiltacher HJ zur
Verfügung, um an zwei Abenden in der Woche den Segelfliegern „die Anfangsgründe
der Funkerei" beizubringen, für ihn eine Hobbytätigkeit ohne politischen
Hintergrund. 1942 kam es schließlich auch zur Mitgliedschaft in der
NSDAP, ein Entschluß, dem mehrere vergebliche Aufforderungen zum Parteieintritt
von seiten der Kreisleitung vorausgingen; auch seien Maßnahmen
gegen ihn nicht mehr auszuschließen, wie ihm von den Herren der Ortsgruppe
bedeutet wurde. Ausschlaggebend waren jedoch innergeschäftliche Schwierigkeiten
. Die behördlich verlangte Umänderung der 1875 gegründeten väterlichen
Firma in die neue juristische Form der „Gebrüder Trautwein" forderte
auch von dem Teilhaber G. Trautwein die Parteimitgliedschaft, wenn er seinen
Geschäftsanteil bewahren wollte. Es ging also letztlich um die wirtschaftliche
Existenz, auch die seiner Familie, und G. Trautwein sah sich in einer als ausweglos
empfundenen Situation: „Vor die Tatsache gestellt, entweder mein
Brot zu verlieren oder in den sauren Apfel zu beißen, habe ich meiner Familie
zulieb eingewilligt".37 Das Parteiabzeichen hat G. Trautwein nie getragen,
nur, wie er gesteht, zwei öffentliche Versammlungen und eine Parteiversammlung
besucht, sich aber „nicht propagandistisch betätigt". „Ich bezahlte den
Beitrag, blieb aber im Herzen meiner alten Gesinnung treu, wie 10 Jahre zuvor
. Nicht versöhnt mit dem Nationalsozialismus, blieb ich bei den alten Nazis
immer der Demokrat, der nie auf der Straße oder sonst mit ,Heil Hitler' grüßte
, nur wenn ich eine Amtsstube betrat".

Im November 1944, als auch in Schiltach der „Volkssturm" aufgestellt wurde
, 38 lehnte G. Trautwein dem Ortsgruppenleiter Vornfett gegenüber die
Übernahme des Kompanieführerpostens ab; ebenso verhielt er sich, als zwei
Offiziere des Kreisstabs in Wolfach ihn ernennen wollten, und zwar jeweils
unter Hinweis auf seine politische Vergangenheit von vor 1933, aus der heraus
er jetzt nicht Volkssturmführer werden könne. Dabei war ihm bewußt, daß der
Volkssturm „letzten Endes nur eine Parteiorganisation" darstellte, so daß für
ihn die Übernahme dieses Postens gerade deshalb nicht in Frage kam. Nicht
mehr wehren konnte er sich gegen das Amt des stellvertretenden Kompanieführers
, für das er als Kriegsteilnehmer von 1914/18 unentbehrlich erschien.
So blieb es also auch G. Trautwein nicht erspart, noch in der letzten Phase des
Nationalsozialismus in dessen jeden einzelnen ergreifenden Machtanspruch zu

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