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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 322
(PDF, 112 MB)
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geraten und für ihn notfalls auch noch das Leben in die Schanze werfen zu
müssen.

Mit dem schließlich zum Kompaniechef ernannten Chr. Joos, dem stellvertretenden
Schiltacher Ortsgruppenleiter, verband G. Trautwein alsbald die Einsicht
in die militärisch hoffnungslose Lage, aus der bei beiden der unbedingte
Willen erwuchs, die ihnen anvertrauten Männer aus den Strudeln des näherrückenden
Krieges herauszuhalten und die Heimat nicht als Schlachtfeld zu
opfern. Ebenso dachten der Kompaniefeldwebel F. Dinger und der als Schreiber
eingesetzte H. Fieser, so daß der Wert der Volkssturmkompanie Schiltach,
sie hatte die Bezeichnung „Kompanie 322", für G. Trautwein darin lag, in den
entscheidenden Tagen und Stunden „beherzte Männer zur Seite zu haben", auf
die man sich verlassen konnte.

Eine erste große Gefahr war die im Januar 1945 beabsichtigte Zuteilung der
Kompanie an eine bei Ulm stehende Felddivision, die Chr. Joos mit aller
Macht verhindern konnte, obwohl die Marschkarten bereits ausgegeben waren
. „Wir, die wir die Gefährlichkeit des Befehls kannten, werden ihm stets
dankbar sein". Nicht zu vermeiden waren die an den Sonntagvormittagen angesetzten
Schieß- und Marschübungen, zu denen die etwa 300 Mann der Kompanie
ausrückten, sowie das Anlegen von Stellungen und Panzersperren an den
Ortsausgängen von Schiltach und Schenkenzell.

Mitte April 1945, als die französischen Truppen in die Ortenau einrückten und
auch auf Freudenstadt zumarschierten, konnte es nur noch eine Frage der Zeit
sein, bis sie auch das Kinzigtal besetzten. Am 16. April, morgens gegen 4 Uhr,
wurden die beiden Kompaniechefs telefonisch alarmiert und erhielten vom
Kreisstab und vom Ortsgruppenleiter den Befehl, mit ihrer Kompanie die Stellungen
zu besetzen und die Panzersperren zu schließen, also bewaffneten Widerstand
zu leisten. G. Trautwein konnte Chr. Joos davon überzeugen, daß
jegliches Kämpfen zwecklos war, und er übernahm die alleinige Verantwortung
für die Übergabe von Schiltach: „Wenn jetzt der Feind kommt, solange
es noch Nacht ist, wird Schiltach ohne einen Schuß besetzt, und das müssen
wir erreichen". Mit einem weißen Kopfkissenbezug begab er sich an die obere
Säge, an die offene Panzersperre an der Straße nach Schenkenzell, und wartete
zweieinhalb Stunden, „mutterseelenallein, um den Feind ins Städtchen zu geleiten
". Die Ereignisse bei der Besetzung Freudenstadts hatten den französischen
Vormarsch jedoch verzögert, so daß G. Trautwein vergeblich auf eigene
Faust zu handeln versucht hatte.

Die Alarmierung der Volkssturmmänner konnte nun nicht länger verzögert
werden, während die Einwohner von Schiltach „in aufgeregtem Treiben"
Kleider, Möbel, Bettzeug und Eßwaren in den Wald schafften. Eine deutsche
Strafkompanie traf ein, um nochmals Baumsperren zu errichten, und auf dem
Schiltacher Rathaus zog eine Volkssturmwache auf. Zunehmende Fliegertätig-

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