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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 324
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Erschießen drohte. Am 19.4. abends zerstörte der Sprengtrupp die Eisenbahnbrücke
in Schenkenzell: „Der ungeheure Luftdruck und die Detonation waren
hier (in Schiltach) gut zu spüren". Am Hohensteinfelsen waren inzwischen
Sprenglöcher angebracht worden. Dort verpflichtete sich W. Bosch, Werkmeister
bei der in der Nähe gelegenen Firma Karlin, mit seinen Leuten eine
Sprengung unter allen Umständen zu verhindern und auch die dortige untere
Bahnhofsbrücke zu bewachen. Auf der Stadtbrücke war seit dem Vormittag
des 20.4. Chr. Joos stationiert, mit Maschinenpistole und Handgranaten bewaffnet
, unterstützt von anderen Volkssturmmännern. Andere von G. Trautwein
um Mithilfe gebetene Schiltacher, verwiesen auf ihre Geschäfte und
verzogen sich, während Chr. Joos sich drei Mal sagen lassen mußte, daß er
erschossen werden würde, wenn er die Sprengung behindere. Es müssen sich
an diesem Freitag auf der Stadtbrücke erregte Szenen abgespielt haben, an denen
sich auch die Bärenwirtin und die Eßlingerbäckerin beteiligten, die sich
ebenfalls nicht scheuten, gegen den Sprengtruppführer vorzugehen. Ein einsichtiger
Wehrmachtsoffizier, der Oberleutnant B. Gnirs, stellte auf Bitten von
G. Trautwein dann für mehrere Stunden einen Zug seiner Pioniere zur
Brückenbewachung ab, so daß der Sprengtrupp angesichts dieser verstärkten
Wachen abends schließlich nach Wolfach abzog, um dann dort die Stadtbrücke
in die Luft zu jagen. Am Bahnhof hatten sich Eisenbahner gegen die Sprengung
der Bahnhofsbrücken und des Tunnels gewehrt und erreichen können,
daß in demselben nur vier Waggons zur Entgleisung gebracht wurden. G.
Trautwein konnte so im nachhinein sagen, daß hier in Schiltach im entscheidenden
Moment „ein Widerstandsherd auftrat, der zum glücklichen Ausgang
führte." Sein Anteil an der Erhaltung der Schiltacher Verkehrswege war insofern
noch ein besonderer, als daß er auf die Information hin, in einem Schuppen
der Firma Grohe lagerten große Mengen Sprengstoff, der der Wehrmacht
übergeben werden sollte, alles unternahm, um diesen zu beseitigen. In der
Nacht des 18./19. April transportierte er mit sieben anderen Volkssturmmännern
die 114 Sprengstoffkisten in den Hunersbach, wo sie dieselben in einem
alten Bergwerksschacht versenkten und so jeglichem Zugriff entzogen.

Seit dem 15.4. lag ein Befehl der Kreisstabsleitung an die Schiltacher Kompanie
vor, daß 57 Mann sich unter dem Kommando von Chr. Joos auf den
Marsch nach Villingen zu begeben hätten, um dort in die Wehrmacht eingereiht
zu werden. G. Trautwein konnte den Kompanieführer zu der Nichtausführung
dieses Befehls überreden, der sich für die Beteiligten nur verhängnisvoll
ausgewirkt hätte, und übernahm dafür die alleinige Verantwortung. Mit
immer neuen Ausreden am Telefon hielt er den nachfragenden Kreisstab hin,
bis man sich nach vier Tagen dort nicht mehr länger täuschen ließ: „Der
Hauptmann im Kreisstab nannte mich einen Meuterer, sprach von der Nichtausführung
eines gegebenen Befehls, Gehorsamsverweigerung und schimpfte
in den gemeinsten Ausdrücken". Für den Abend des 18. wurde ein Appell der
ganzen Kompanie angesetzt, und deren Führer bereiteten sich auf ihre Verhaf-

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