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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 327
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Trautwein ging noch einmal mit einigen seiner Männer die Brücken und Sperren
ab, als nach Mitternacht, es war jetzt der 21.4., Artilleriefeuer einsetzte.
Zum Glück saßen die meisten Schüsse im Kirchberg und im Häberlesberg,
doch wurden die katholische Kirche und sechs Häuser beschädigt. Die Beschießung
dauerte in kurzen Abständen bis 4 Uhr morgens. G. Trautwein harrte
währenddessen auf dem Rathaus aus, allein, damit wenigstens ein
Verantwortlicher dort zu erreichen war. Bürgermeister E. Groß hatte in französischer
Sprache einen Zettel an seine Amtstüre gehängt, das Rathaus sei wegen
eventueller Beschießung geschlossen, er würde nach einer erfolgten
französischen Besetzung sogleich zurückkehren.

Dank des Rückzugs der deutschen Soldaten und des besorgten Verhaltens von
G. Trautwein wurde von Schiltach aus kein Widerstand geleistet, die Besetzung
der Stadt war auf Grund der von ihm mit größter Energie offen gehaltenen
Panzersperren jederzeit möglich. Nicht zu vergessen jene einsichtigen
Schiltacher, die ihm „geholfen und zusammengehalten haben, wie wenn alles
längst vereinbarte Sache gewesen wäre." Anders war es im Hinteren Lehengericht
, wo Schramberger Volkssturm gegen französische Panzer vorging, die
dann den Hinterhof in Brand schössen, oder auch in Schenkenzell, wo der dortige
Zugführer der Kompanie 322 entgegen dem ausdrücklichen Befehl von G.
Trautwein, die Panzersperre gegen Alpirsbach schließen ließ, so daß sich auch
dort Gefechte entwickelten.

Am frühen Morgen des 21. April suchte eine erregte Menschenmenge den
Bürgermeister auf und verlangte von ihm die Übergabe von Schiltach. G.
Trautwein, den sie auch angingen, war nach den vielen Tagen der Anspannung
zu erschöpft, um auch noch diesen letzten Akt selber über die Bühne zu bringen
. Wohl sah er auch nicht ein, daß es nicht noch andere gab, „die auch etwas
für Schiltach tun könnten". Die übergabebereiten Schiltacher wurden von der
Frau des Ortsgruppenleiters noch als Feiglinge beschimpft, bevor der Bürgermeister
den Übergabezettel geschrieben und H. Siebald und F. Wöhrle übergeben
hatte, die ihn dann nach Rötenbach zum französischen Kommando
brachten. Schon vorher war der des Französischen mächtige Weinhändler P.
Wolber mit dem Fahrrad und einer weißen Fahne nach Schenkenzell gefahren,
um weitere Beschießungen zu verhindern und die schriftliche Übergabe anzukündigen
.

Vor Kuhbach, wo seine Familie untergebracht war, beobachtet G. Trautwein
den Einmarsch der französischen Truppen: „Zuerst kam ein Motorradfahrer,
dann Panzerspähwagen und LKWs mit aufgesessener Infanterie". Als der
Mann, hinter dem eine Woche höchster Verantwortung lag, in sein Haus am
Marktplatz zurückkehrte, stand dort ein die Haustüre blockierender Panzerspähwagen
. „Der Funker hatte viel Arbeit. Unaufhörlich sandte er seine Morsezeichen
in die Welt hinaus, jedenfalls die Einnahme Schiltachs anzeigend".

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