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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 330
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wein aus Schiltach in einem sehr frühen Stadium einbezogen. Mit Dr. Wäldin
auch geschäftlich verbunden, wurde er von diesem bereits im November 1945
von dem Vorhaben unterrichtet und aufgefordert, sich zur Verfügung zu stellen
, „was ich nicht ablehnte." Den vom 1.11. 1945 datierten „Aufruf anläßlich
der Neugründung" schickte er mit der Erklärung seiner Mitarbeit nach
Lahr zurück, und in den nächsten Wochen bemühte er sich persönlich und
brieflich um die Gewinnung weiterer Parteifreunde im Gebiet des Kreises
Wolfach. Er, dem die politische Tätigkeit vor 1933 „viele Anfeindungen"
brachte, stellte seine Bedenken zurück, „um jetzt zu helfen, daß die Wege frei
gemacht werden, die zu einer wahren Demokratie führen können". Dabei
lehnte er die beispielsweise in Haslach und Hornberg entstandenen „antifaschistischen
Ausschüsse" wegen der in ihnen mitwirkenden KPD rundweg ab,
„denn wenn ich die KPD als Hüterin demokratischer Rechte sehe, graut mir
vor der von jenen gemeinten Demokratie. Als früherer Reichsbannermann
weiß ich, wer uns neben den Nazis am meisten bekämpfte." Mit „einem gewissen
Mißtrauen" betrachtete er auch die „sogenannte christlich-demokratische
Partei", da er als alter Liberaler dem Einfluß der Kirchen in der Politik
höchst kritisch gegenüberstand: „Die Pfarrer in die Kirche und in die Sozialtätigkeit
, aber in kein Parlament". So wandte er sich auch gegen die Einigungstendenzen
im bürgerlich-christlichen Lager und befürwortete, „soll der alte
Hader nicht wieder beginnen", ein Vier-, höchstens Fünfparteiensystem, in
dem „das Bürgertum" seine starke Rolle spielen könnte und „die Diktaturgedanken
" der Linken zum Scheitern verurteilt wären. Stark beeindruckte ihn
der württembergische Ministerpräsident Dr. Reinhold Maier, den er bei einer
Versammlung in Schramberg und am Dreikönigstag 1946 im Radio gehört hatte
: „Diese Rede war herzerquickend, hieb- und stichfest und offensiv". Wirtschaftspolitisch
lag G. Trautwein „die freie Wirtschaft" besonders am Herzen,
„wir können ja nur wiederhochkommen, wenn endlich dem freien Manne auch
die freie Wirtschaft zur Verfügung steht". Nicht zu vergessen sei aber auch
der Arbeiter, „der nun so viele Jahre ebenfalls ein Sklavendasein fristen mußte
, ohne seine zwei Hände in jenen Jahren so teuer zu verkaufen, wie es fleißigen
, strebsamen Menschen zukommt".

Daß er, der weiten Strecke und der schlechten Straßenverhältnisse wegen,
nicht zu der am 20.1. 1946 stattgefundenen Gründungsversammlung der „Demokratischen
Partei in Süd- und Mittelbaden" (DP, seit 1948 FDP) in Freiburg
kommen konnte, hat G. Trautwein zutiefst bedauert. Dort wurde
immerhin seine Verhinderungsmitteilung verlesen48, so daß er auf jeden Fall
zu den etwa 50 Persönlichkeiten zu zählen ist, die damals diese Partei ins Leben
gerufen haben. Nur in Etappen, deren jede einzelne von der Besatzungsbehörde
genehmigt werden mußte, konnten sich Ortsvereine der DP bilden, als
erster im Kreis Wolfach in Hornberg, wo Anfang Februar 1946 bei einer vorbereitenden
Besprechung unter der Leitung des Brauereibesitzers E. Ketterer
auch G. Trautwein anwesend war. Seine Aufgabe war zu diesem Zeitpunkt

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