http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0351
Bürgerliche Wahlvereinigung Sozialdemokratische Partei
Gemeinderäte: 4 Gewählte Gemeinderäte: 2 Gewählte
Burger Fritz, Konditor Schwab August, Maler
Fuchs Josef, Buchdruckereibesitzer Heilmeier Fritz, Angestellter
Schätzle Josef, Brenner
Zapf Gustav, Fabrikant
Gemeindeverordnete: 22 Gewählte Gemeindeverordnete: 11 Gewählte
Kommunistische Partei Unparteiische Bürgervereinigung
Gemeinderäte: kein Gewählter Gemeinderäte: 2 Gewählte
Gemeindeverordnete: 4 Gewählte Gemeinde verordnete: 11 Gewählte
Die Listen sind sehr aufschlußreich, da viele Namen auftauchen, die später eine
Rolle spielen werden oder schon eine gespielt haben. So tritt der zurückgetretene
Bürgermeister Hermann Seifert wieder in Erscheinung. Zwei der
späteren Gründungsmitglieder der NSDAP-Ortsgruppe, Adrian Kopf und der
Vorsitzende des Gewerbevereins Alfred Willmann, sind auf der bürgerlichen
Liste zu finden, die wiederum einen Vertreter der christlichen Gewerkschaften
, nämlich Josef Schätzle, in den Gemeinderat entsendet. Die SPD- und
KPD-Listen bestehen ausschließlich aus Arbeitern, darunter dem Gustav
Schätzle, der 1932 von Heinrich Haiß wegen „grober Beleidigung" entlassen
werden wird. Heinrich Haiß wird 1928 einer neugegründeten Kommission
vorstehen, die gegen die Beamtengehälter zu Felde ziehen wird, was Gustav
Zapf und Josef Fuchs veranlassen wird, die Bürgerliche Wahlvereinigung zu
verlassen, während August Neunzig den umgekehrten Weg beschreiten wird.
Eine besondere Überraschung ist das Erscheinen von Karl Bühler aus Neuhausen
auf Platz 7 der Unparteilichen, derselbe Bühler, der 1931 sich gegen den
Gerichtsvollzieher zur Wehr setzen wird. Dies ist ein Indiz dafür, daß er, zumindest
in dieser Zeit, den Kommunisten noch ganz fern stand.
Das Ergebnis der Wahl sah folgendermaßen aus:
abgegebene Stimmen: 920
Bürgerliche Wahlvereinigung: 419 (= 45,5 %) und 4 bzw. 22 Sitze
SPD 213 (= 23,2 %) und 2 bzw. 11 Sitze
KPD: 80 (= 8,7 %) und 0 bzw. 4 Sitze
Unparteiische Bürgervereinigung 208 (= 22,6 %) und 2 bzw. 11 Sitze
Der Stadtpfarrer unter Beschuß
Nach den Gemeinderatswahlen von 1926 kehrt an der politischen Front zunächst
Ruhe ein. 1927 war das einzige Jahr ohne Wahlen in der ganzen Zeit
der Weimarer Republik.74
Allerdings geriet der bisher so festgefügte Block der Bürgerlichen nicht nur
durch eine konkurrierende Gemeinderatsliste in Bewegung; auch innerhalb des
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