Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 353
(PDF, 112 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0353
ja er behindere ihre Tätigkeit geradezu. Zwar setzte sich der Stadtpfarrer in
diesem Streit durch; aber er muß wohl sein Verhalten geändert haben, da er
bei späteren Veranstaltungen dieser Vereine des öfteren als Redner erwähnt
wird.

Auch politisierte er gern auf der Kanzel und mußte es sich gelegentlich gefallen
lassen, daß engagierte Sozialdemokraten demonstrativ den Gottesdienst,
mitunter sogar nach lautem Widerspruch, verließen.79

Zur Ehre von Dr. Peter sei noch hinzugefügt, daß er seine Auffassungen auch
gegenüber mächtigeren Gegnern aufrechterhielt. Am 6. Mai 1935 überwarf er
sich mit den Nationalsozialisten am Ort, als er in der Fortbildungsschule in
Unterharmersbach einen Schüler der HJ als „Maulhelden" bezeichnete. Die
Parteiführer bezogen dies auf sich selbst und hatten endlich den Vorwand gefunden
, den ungeliebten, weil eigenwilligen Pfarrer loszuwerden. Sie behaupteten
, Peter habe gesagt: „Helden sind nur die, die für den Glauben und die
katholische Kirche sterben, die Nazis sind nur Maulhelden." Über die Vertreibung
berichtet Franz Schwarz in einem Artikel von Hans-Peter Wagner zum
50. Jahrestag dieser Vertreibung: „Es war 1935, am Dienstag nach dem Weißen
Sonntag. Laut einer Anordnung der zuständigen Behörden mußte der damalige
Stadtpfarrer Dr. Hermann Peter spätestens bis 18 Uhr Zell verlassen
haben. Sonst könne man nicht mehr für sein Leben bürgen. Denn am Abend
war eine Großkundgebung wegen angeblich verleumderischen Reden des
Pfarrherrn gegen die Hitlerjugend angesetzt worden. Heimlich fuhr der Pfarrer
abends mit dem Fahrrad in Richtung Biberach. Wie ein Verbrecher mußte
er sich heimlich aus der Stadt fortstehlen, in der er vor 13 Jahren einen so
prächtigen Einzug gehalten hatte."78

Wie verhaßt er in diesen Kreisen schon früher war, zeigte die Veranstaltung
am 2. 10. 33 in der Turnhalle. Auf dieser sog. „Deutschen Kulturveranstaltung
" sprach der NS-Pfarrer Senn. Von der „Kücken-Gruppe" der Partei wurde
er folgendermaßen begrüßt: „Nun freuen wir uns aber, daß auch einmal ein
Pfarrer zu uns kommt, der uns versteht und der es gut mit uns meint."79

Wahlkampf auf zellerisch — Gemeindewahlen 1930

Turnusgemäß waren im Herbst 1930 wieder die Wahlen zum Gemeinderat und
zum Bürgerausschuß fällig. Die Einheit des bürgerlichen Lagers war gefährdet
durch unterschiedliche Auffassungen über die Behandlung der Gemeindebeamten
. Deren Gehälter, die ja während der Aufschwungphase bis 1928 erhöht
wurden, entwickelten sich immer mehr zum Stein des Anstoßes für alle diejenigen
, die selbst von der Krise betroffen waren. In erster Linie waren es die
Handwerker, die die Beamten gerne aufs Korn nahmen. Am 20. Oktober 1929
verlangten Gemeindeverordnete der bürgerlichen Parteien eine neue Einstufung
der Gemeindebeamten. Sie gründeten daraufhin eine Kommission unter

353


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0353