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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 360
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Porzellanfabrik. Kommunalpolitischen Abhängigkeiten begegnete er zunächst
dadurch, daß er nicht der Zentrums-Ortsgruppe beitrat, sondern sich dem Landesverband
anschloß, was ihm aber beim Zentrums-Ortsvorsitzenden Schuhmachermeister
Karl Hoog die Sympathien verscherzte.

Seine politischen Uberzeugungen legte er in zwei Reden dar: der Einführungsrede
vor dem Bürgerausschuß am 16. Juli und der Rede zum Verfassungstag
am 11. August, die beide vollständig von der „Schwarzwälder Post" abgedruckt
worden sind. Darin bekennt sich Schumann uneingeschränkt zur Weimarer
Verfassung, „zum Gedanken des Volksstaates, zu Volk und Vaterland".
Er lobt die Verfassungsväter, die in einer „geistigen Kraftanstrengung" unserem
„seelisch und körperlich zerrüttetem Volk" eine verfassungsmäßige Ordnung
gegeben haben, die „echtes deutsches Gedankengut" mit den Bürger- und
Menschenrechten der westeuropäischen Demokratie verbunden hat. Diese
Verfassung erfüllte den Traum unserer Väter von 1848, nämlich „den Traum
von der Einheit des freien Volkes". Arbeiterschaft und Bürgertum verdanken
wir die Rettung unseres Volkes. Vor dieser historischen Leistung verblaßten
die Fehler, die in der Ausführung der Verfassung vorgekommen sind. „Nicht
die Demokratie hat versagt, sondern die Menschen, welche das Maß der Verantwortung
nicht tragen konnten und weithin versagt haben, da sie politische
Rechte und Freiheit nicht in Einklang bringen konnten mit der aus ihr entstehenden
politischen Verantwortung und dem erforderlichen Pflichtbewußtsein
." Die Vorherrschaft der Verwaltungs- und Parteiapparate, die Ersetzung
von Politik durch den nackten und rohen Interessenkampf werden von Schumann
als negative Entwicklungen gebrandmarkt. Allerdings seien die Kreise,
die schon vor dem Krieg ,So kann es nicht weitergehen!' gerufen haben, mitschuldig
, wenn nicht hauptverantwortlich für die Niederlage. Schumann greift
die „herrschende Schicht des Vorkriegspreußen" wegen deren „verblendetem
Eigennutzen" an, die „lieber auf ihrem überschuldeten und verödeten Besitztum
saß, als ihren deutschen Brüdern und Schwestern eine Heimat zu ermöglichen
und sie dem schrecklichen Los des heimat- und wurzellosen Großstadtmenschentums
zu entreißen". Er spielte damit auf einen aktuellen Streitpunkt
der Reichspolitik an, nämlich auf den Versuch der Regierung Brüning, nicht
mehr entschuldungsfähige große Güter zum Zweck der bäuerlichen Besiedlung
zwangsweise zu enteignen, ein Versuch, der 1932 durch die Einflußnahme der
Großagrarier auf Hindenburg scheiterte. Seine Ablehnung der „Ostsiedlungsnotverordnung
" führte im April 1932 zum Rücktritt der Regierung Brüning89.

Zum Schluß der Rede am Verfassungstag wandte sich Schumann noch gegen
„nationale Selbstsucht und Überheblichkeit" und gegen „ein polterndes Bekenntnis
zur Wehrhaftigkeit". Er sprach sich für eine ehrliche Friedenspolitik
aus und gegen den „alten heidnischen Grundsatz": ,Wer den Frieden will, rüste
zum Krieg!' Konkret auf die Lage von Zell bezogen, stellte er radikale
Sparsamkeit und eine klare und einfache Verwaltung als Grundlage für vertrauenserweckende
Arbeit in den Mittelpunkt. Er selbst wolle Vorbild an Le-

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