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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 362
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Eine neue Frontstellung im Gemeinderat war dadurch entstanden, und so rückten
die bürgerlichen Mitglieder enger zusammen. Dies wurde durch eine andere
Abstimmung zwei Monate später, im November 1932, deutlich:

Die Amtszeit des kommissarischen Bürgermeisters Dr. Schumann wäre am
31. 5. 33 abgelaufen. Der politisch sehr hellsichtige Schumann erkannte, daß
die Polarisierung der Politik in den nächsten Jahren infolge der Krise eher
noch zunehmen würde. So entschloß er sich, noch bevor die Radikalisierung
auch den Zeller Gemeinderat erreichte, auf eine reguläre Neuwahl des Bürgermeisters
zu einem früheren Zeitpunkt hinzuwirken. Da er dabei von der Mehrheit
des Gemeindeparlaments und vom Bezirksamt unterstützt wurde, genehmigte
das badische Innenministerium die Ansetzung der Neuwahl auf den
21. November 1932.92

Was in drei Wahlgängen einheimischen Kandidaten nicht gelungen war,
schaffte Schumann im ersten Anlauf: er erhielt mit 32 von 55 Stimmen die absolute
Mehrheit. Einziger Gegenkandidat war der kommunistische Gemeinderat
Rudolf Ganz, der 5 Stimmen erhielt. Außerdem erhielten noch Franz Auer
und August Schwab je eine Stimme; allerdings waren 16 Stimmen ungültig.

Dennoch war dies ein großer Erfolg für Dr. Schumann, der innerhalb von 18
Monaten die bürgerlichen Gemeinde verordneten hinter sich sammeln konnte.

Die Auseinandersetzung mit den Kommunisten ging weiter. Am 3. Februar
1933 wurde eine von ihnen organisierte Demonstration vom Rathaus verboten
und aufgelöst; außer einigen Pfui-Rufen ist kein Widerstand überliefert. Die
Kundgebung wurde am 22. Februar nachgeholt, diesmal fand sie „ohne jegliche
Störung, jedoch unter starker polizeilicher Sicherung statt".93 Die kommunistische
Organisation hielt bis zu ihrer Auflösung im März 1933. Solange
erschien auch weiterhin „Der rote Besen".94

V. Gleichschaltung von Zell

Als im Jahre 1937 Franz Disch die Chronik der Stadt Zell am Harmersbach
verfaßte, bestanden die Machthaber auf einem ihnen gewidmeten Kapitel.
Disch beauftragte sie, eine kleine Geschichte der NSDAP-Ortsgruppe aufzusetzen
. Er benutzte diese Geschichte wörtlich für seine Chronik. Eigene Untersuchungen
konnte er ja nicht anstellen, um das Werk als Ganzes nicht zu
gefährden. Diese selbstverfaßte Geschichte der NSDAP-Ortsgruppe, eine rein
chronologische Aufzählung der Veranstaltungen, befindet sich heute im Stadtarchiv
.^

Der Nationalsozialismus in der „Kampfzeit"

Die sog. „Kampfzeit", d.h. die Zeit vor der sog. „Machtergreifung", begann
in Zell im Wahlkampf zur Landtagswahl 1929. Zum ersten Mal traten nationalsozialistische
Redner und Verbände massiv im katholisch beherrschten

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