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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 364
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tischen Leiter der Zeller Ortsgruppe Adrian Kopf und Eduard Schön in Uniform
auf. Solche Versammlungen gingen natürlich nicht still und leise vor
sich, sondern sie wurden durch einen öffentlichen Aufmarsch vorbereitet. Bei
solchen Gelegenheiten kam es nun in der Folgezeit zu Auseinandersetzungen
mit Kommunisten.

Immer mehr geriet aber auch die Kirche und das Zentrum in die Schußlinie
der Partei. Diese Auseinandersetzung erreichte im Frühsommer 1932 einen ersten
Höhepunkt. Anläßlich des Duells zwischen Hindenburg und Hitler um das
Amt des Reichspräsidenten veröffentlichte das Bürgermeisteramt einen Aufruf
, Hindenburg zu wählen. Unterzeichnet war dieser von Fritz Burger (Konditor
), Hermann Kopf (Färbermeister), Carl Morlok (Kaufmann), Alfred
Mutter (Gewerbelehrer), Jakob Riehle (Sägewerk), Josef Schätzle, Dr. Schumann
, August Schwab und Gustav Zapf." Leiter des örtlichen „Hindenburg-
Komitees" war Bürgermeister Dr. Schumann. Er hatte alle bekannten Zeller
Persönlichkeiten auf der Unterschriftenliste versammeln wollen. Absagen erhielt
er nur aus dem Haus Schmider. Fabrikant Georg Schmider wurde von
Schumann in einem Brief vom 7. 3. 32 um die Unterstützung gebeten; da er
aber Aufrufe grundsätzlich nicht unterzeichne, lehnte er ab.100 Warum der
bürgerliche Listenführer Heinrich Haiß nicht unterschrieben hat, kann nicht
festgestellt werden. Dies könnte auch politische Gründe gehabt haben, denn
schließlich war Haiß später auch im gleichgeschalteten Gemeinderat vertreten.

Im Februar 1932 verfaßte Pater Berchmanns vom Kapuzinerkloster ein Flugblatt
mit Auszügen aus „Mein Kampf", in dem er besonders auf kirchenfeindliche
Aspekte des nationalsozialistischen Programms hinwies. Besonders
empörte den Verfasser der NSDAP-Ortsgeschichte, daß Berchmanns ein
Exemplar dieses Buches von Parteigenossen Seifert unter einem Vorwand erschlichen
hatte. Pater Berchmanns übrigens unterließ nichts im Kampf gegen
die Nationalsozialisten. In der Osterbeichte 1932 — Ostern lag 1932 zwischen
den beiden Wahlgängen der Reichspräsidentenwahl — fragte er die Gläubigen,
ob sie für Hindenburg gestimmt haben. Gegen Berchmanns wurde daraufhin
Strafanzeige vom Bezirksleiter der NSDAP erstattet. Die katholische Presse
sah darin „einen Faustschlag ins Gesicht des katholischen Volkes, das seine
Priester in der unwürdigsten Weise wegen der Ausübung ihrer seelsorgerlichen
Funktionen vor den Kadi zitiert sieht". „Der Priester, der seine kirchlichen
Funktionen erfüllt, ist vogelfrei den Denunziationen verwahrloster
Elemente ausgeliefert . . . Die nationalsozialistischen Kampfmethoden gegen
die Kirche bieten eine treffende Illustration zu dem Vorgehen der NSDAP gegen
die katholische Religion und ihre Diener für den Augenblick, wo der Nationalsozialismus
in Deutschland zur Macht kommen würde; sie rechtfertigen
aber auch in eindrucksvoller Weise die Haltung des deutschen Episkopats gegen
den Rechtsradikalismus", schreibt das katholische „Neue Badische Tagblatt
" im Juni 1932.101

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