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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 365
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Auch Stadtpfarrer Dr. Peter predigte am Weißen Sonntag 1932 gegen die neue
Partei und sah den letzten freien Weißen Sonntag.102

Anders war das Verhältnis zur evangelischen Kirche: der für Zell zuständige
Haslacher Pfarrer Baumann war als führendes NSDAP-Mitglied bekannt.103
Am Volkstrauertag 1932 hielt er in Zell eine Rede.104

Die Reichstagswahl im Juli 1932 bot der Partei erneut einen willkommenen
Anlaß zur Propaganda. Bei einem SA-Marsch durchs Tal mit ca. 250 meist
auswärtigen Teilnehmern wurde in der Zeller Oberstadt von einheimischen
Parteigenossen unter den Zuschauern der Gewerkschafter Karl Gieringer entdeckt
und durchs verwinkelte Städtchen verfolgt. Er entkam jedoch.105

Auf einer Zentrumsversammlung am 22. 7. 32 wurden NSDAP- und KPD-
Mitglieder von der Teilnahme ausgeschlossen.

Wie sehr die Nationalsozialisten auch in den engagierten Katholiken ihre Gegner
sahen, zeigte sich noch Jahre später, als der Gestapo-Vertrauensmann in
Zell beauftragt wurde, folgende Personen zu überprüfen:106

— katholische Jugendführer: August Schwarz, Ludwig Lehmann und Josef
Krumm;

— Kommunisten: Franz Gieringer, Max Faißt, Karl Schnaider, Rudolf Ganz,
Georg Hug, Himmelsbach, Gustav Schätzle

— Gustav Zapf

Da alle Beschuldigten seit der „Machtergreifung" sich nicht mehr politisch betätigten
, blieben sie unbehelligt. Sie erfuhren z.T. erst nach dem Krieg, in welcher
Gefahr sie schwebten.

Um den innenpolitischen Endkampf besser bestreiten zu können, wurden die
NS-Ortsgruppen im September 1932 neu organisiert. Die Zeller Gruppe wurde
in 2 Zellen und 4 Block aufgeteilt, wodurch die Parteigenossen straffer erfaßt
wurden. Mit Oskar Wiegert wurde ein junger Lehrer nach Zell versetzt, der
die Organisation in die Hand nahm und auch durch ein forsches Auftreten im
Amtszimmer des Bürgermeisters auffiel, ohne diesen jedoch sonderlich beeindrucken
zu können.107

Allerdings machte auch Dr. Schumann die Entwicklung mit, die für das Zentrum
damals typisch war. Die Rede zum Verfassungstag 1932 unterschied sich
von der, die er ein Jahr zuvor gehalten hat, in einem wesentlichen Punkt: in
Anbetracht der Stimmengewinne der radikalen Parteien sah er zur Zeit „eine
anormale politische Willensbildung" und in der Weimarer Republik die „überstürzte
Einführung der radikalen Demokratie". Schumann sprach sich für „Reformen
" aus, die damals gerade diskutiert wurden: Stärkung der Rolle des
Reichspräsidenten, Rückverlegung des Wahlalters auf 25 Jahre, Ersetzen des
Verhältniswahlrechts durch ein Persönlichkeitswahlrecht.

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