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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 366
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Das Zentrum war sich unschlüssig zwischen der Treue zur Verfassung und
zum Parlamentarismus, was bedeutet hätte, Hitler als Führer der nunmehr
stärksten Partei an die Kanzlerschaft heranzulassen und ihm eine Koalition anzubieten
oder aber den bedingungslosen Kampf gegen Hitler, was eine zumindest
vorübergehende Einschränkung der Verfassung bedeutet hätte. Die Quellenlage
ist leider zu dürftig, um sichere Aussagen über die Haltung der Zeller
Zentrumspolitiker zu machen. Die Rede vom 11. 8. 32 sowie einige Äußerungen
vom Frühjahr 1933 lassen aber darauf schließen, daß Schumann selbst ein
„Einbinden" der Nationalsozialisten dem bedingungslosen „Bekämpfen"
vorzog.

Eine andere Einstellung bewies Justizrat von Amelunxen, der im Rahmen des
katholischen Volksvereins und der katholischen Aktion am 22. 2. 32 einen
Vortrag über die Strafrechtsreform hielt. Dieses an sich sehr trockene Thema
rief eine heftige Reaktion unter den zuhörenden Nationalsozialisten hervor, als
von Amelunxen es als einen „Irrtum der Neuerer" bezeichnete, daß nunmehr
die Nationalidee als Quelle des Rechts und die Rasse als Nachfolger Gottes angesehen
werde. Wer so den Staat überschätze, komme nicht an die Seele des
Menschen heran. Von Amelunxen verstarb am 24. 9. 32 im Alter von 76
Jahren.

Die SPD bemühte sich, gegen die aufkommende Bewegung ihre Kräfte zu
sammeln. Sie war allerdings eingezwängt zwischen den Forderungen der KPD
und dem nicht kompromißbereiten bürgerlichen Block. Da sie ziemlich auf
sich allein gestellt war, organisierte sie ihre Mitglieder nun ebenfalls etwas
straffer und legte sich gleichfalls eine militarisierte Schutztruppe, die „Eiserne
Front", zu, die nunmehr SPD-Versammlungen in Zell abhielt.108

Erste Phase der Gleichschaltung

Eroberung des Rathauses durch symbolische Handlungen

Nachdem Hitler am 30. 1. 33 zum Reichskanzler ernannt worden war, ging
es in einem ersten Schritt um die Eroberung und Sicherung der Macht in Berlin
. Dazu wurde am 5. März 1933 eine erneute Reichstagswahl angesetzt, die
den Nationalsozialisten die Mehrheit bringen sollte. Ein enormer Propagandafeldzug
setzte ein, der am 19. 2. 33 Zell in Form eines Aufmarsches von SA
und SS erreichte. In Zell war kurz zuvor eine kommunistische Demonstration
verboten worden, und eine neue war geplant. So traten sich hier zwei aktive
und gut organisierte Ortsgruppen gegenüber. Die Kommunisten ließen den
Aufmarsch nicht ohne Widerspruch zu und riefen „Rot Front!" in den Zug.
Daraufhin kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, die dieses Mal
zugunsten der Nationalsozialisten ausgingen. Am Fastnachts-Dienstag, wenige
Tage später, wurden einige Parteigenossen, die diesmal ohne auswärtige Hilfe

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