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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 367
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waren, von „maskierten Kommunisten verprügelt", wie die Geschichte der
Ortsgruppe ausführt. Der Haß der Kommunisten läßt sich auch durch die persönliche
Gefährdung erklären, der sie ausgesetzt waren. Bereits im Januar
1933 wurde Organisationsleiter Wilhelm Schmidt für eine Woche verhaftet.
Auf Intervention von Bürgermeister Dr. Schumann wurde er wieder entlassen
. 109

Kurz vor der März-Wahl wurden erneut zwei Mitglieder in Schutzhaft genommen
, nämlich wiederum Wilhelm Schmidt und Ernst Kern. Bei ihrer Verhaftung
wurde auch sämtliches privates Eigentum beschlagnahmt. Sie waren also
als erste persönlich von der neuen Regierung bedroht. Ihren Stimmenrückgang
bei dieser Wahl erklärt die „Schwarzwälder Post" damit, daß einige freiwillig
auswärts gewählt haben mit Stimmscheinen;110 dabei informierte die Zeitung
ihre Leser auch darüber, daß sich zwei Kommunisten in Schutzhaft befinden.

Obwohl die Wahl am 5. März der NSDAP nicht die erwünschte absolute
Mehrheit brachte, feierte sie ihren Sieg. Nachdem am 9. März Reichsstatthalter
Wagner in Karlsruhe die Macht übernommen hatte,111 versuchten die Nationalsozialisten
nun überall, auch die Rathäuser zu erobern, zunächst
symbolisch durch das Hissen der Hakenkreuzfahne. Über den entsprechenden
Antrag mußte der Zeller Gemeinderat am 10. März entscheiden. Sein Beschluß
wurde in der Heimatzeitung veröffentlicht. Er lautete:

„Die NSDAP-Ortsgruppe Zell hat an den Gemeinderat den Antrag gestellt, die
Hakenkreuzfahne entweder am Rathause (hier zusammen mit der alten Reichsflagge
) oder am Storchenturm zu hissen. Der Gemeinderat ist einmütig der
Auffassung, daß das Rathaus und die städtischen Gebäude als der Gesamtbürgerschaft
gehörig von Parteidemonstrationen, sei es durch Reden vom Rathause
aus, sei es durch Hissen von Parteifahnen, im Interesse des friedlichen
Zusammenlebens der Gesamtbürgerschaft freizuhalten seien. Der Gemeinderat
ist unter ausdrücklicher Einlegung der Rechtsverwahrung und lediglich zur
Vermeidung von weiteren Schwierigkeiten bereit, die Hissung der Hakenkreuzfahne
auf dem Storchenturm zu dulden. Diesen Standpunkt bezügl. der
parteipolitischen Veranstaltung wird von der Mehrheit des Gemeinderats
schon deshalb eingenommen, weil sie von unpolitischen Listen gewählt sind."
Nachträglich ist noch folgender Satz ins Protokoll eingefügt, der nicht veröffentlicht
wurde: „Die Gemeinderäte Ganz und Schwab sind auf jeden Fall gegen
eine Beflaggung."

Das Bezirksamt, inzwischen von Karlsruhe aus entsprechend instruiert, erlaubte
schließlich die Hissung. Am 21. März ging, angeführt vom Gesangverein
, ein Fackelzug durch die fahnengeschmückte Hauptstraße.

Dabei gab sich Dr. Schumann für eine Ansprache vor der SA her, in der er
betonte, daß kein Deutscher sich der Mitarbeit am Wiederaufbau eines neuen
deutschen Vaterlandes entziehen dürfe. Auf die Rede des Ortsgruppenleiters

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