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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 370
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auch viele Arbeitervereine rasch von der Bildfläche. Der Arbeiter-, Rad- und
Kraftfahrbund Solidarität' wurde schon im April aufgelöst. Die anderen Vereine
folgten im Mai.

Die katholischen Vereine genossen noch den Schutz der Kirche, und nach dem
Konkordat durften sie nicht aufgelöst werden. Sie mußten sich aber verpflichten
, sich nicht politisch zu betätigen. So konnten sie noch einige Zeit nach der
„Machtergreifung" intakt bleiben, wenngleich Übergriffe durch untergeordnete
Stellen vorkamen.117 Hauptangriffsziel der nationalsozialistischen Propaganda
waren die bürgerlichen Vereine. Aber in Zell boten nur wenige der Partei
Anlaß zum Eingreifen. Der Gewerbe- und Handwerkerverein stand ohnehin
unter der Leitung eines NSDAP-Gründungsmitgliedes, nämlich von Alfred
Willmann. Der Verein hielt zu ihm, auch als er am 31. 1. 31 aus „ortspolitischen
Gründen" zurücktreten wollte. Am 25. 7. 33 traten 71 von 154 anwesenden
Mitgliedern des Vereins dem „Kampfbund für gewerblichen
Mittelstand" bei, der später in der NS-HAGO und der „deutschen Arbeitsfront
" aufging. Die Organisation der NS-BO, der nationalsozialistischen „Gewerkschaft
", wurde von Gründungsmitglied Johann Mauer geleitet.118

Schwierigkeiten boten nur der Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Gustav
Zapf und seine Frau, die Vorsitzende des „Frauenvereins im Roten Kreuz"
war. Noch am 11. Mai 1933 beschloß eine Mitgliederversammlung des
Schwarzwaldvereins, den Rücktritt des Vorstandes abzulehnen, da dieser „national
gesinnt" sei. Am 13. August schon wurde der Vorsitzende vor die Alternative
gestellt, entweder der Partei beizutreten oder das Amt aufzugeben.
Wegen der großen Verdienste beschloß die Generalversammlung an diesem
Tag, daß Zapf noch ein Jahr den Verein weiterführen sollte, um danach von
Forstrat Ens abgelöst zu werden. Der Frauenverein blieb als solcher vorläufig
unbehelligt, wenngleich die Gründung der NS-Frauenschaft am 13. 7. 33, allen
gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz, als Konkurrenz und Einheitsverein
der Frauen gedacht war.

Im Jahr 1933 standen allerdings in Zell zwei Vereine im Mittelpunkt, deren
Feierlichkeiten der Partei willkommenen Anlaß zur Propaganda boten:

Am 16. Mai 1933 wurde eine Ulanen-Abteilung des Freiwilligen Schützenkorps
gegründet, die unter Leitung des ersten NS-Ortsgruppenleiters Adrian
Kopf stand. Von den sieben Reitern waren drei führende Mitglieder der Partei:
Adrian Kopf, Gottfried Schmider jg, und Löwenwirt Richard Bauer, später
Vorsitzender des NSKK.119 Die vier anderen waren Albert und Karl Faißt,
Adolf Maier und Ludwig Pfaff. Daß es aber innerhalb des Schützenkorps noch
gewisse Widerstände gab, geht aus folgender Meldung vom 27. 6. 33 hervor:
„Zwei Mitglieder in gehobener Stellung des hiesigen Freiwilligen Schützenkorps
wurden abgesetzt, weil sie beim Vertretertag in Bad Peterstal beim Singen
des Horst-Wessel-Liedes die Hand nicht erhoben haben."

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