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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 371
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Am 2. Juli 1933 feierte der Militär- und Kriegerverein sein 60jähriges Bestehen
. Vorsitzender Franz Späth sprach in der Festrede vom Stolz auf die Opfer,
von denen man jetzt sehe, daß sie nicht umsonst gebracht wurden. Bürgermeister
Schumann, als Mitglied des Festausschusses, begrüßte die ankommenden
Gäste mit „Grüß Gott!", in der Zeit des „Heil Hitler!" schon eine politische
Äußerung.

Die Partei war empfindlich für solche Handlungen und erkannte darin eine Art
Widerstand. Am 20. 7. 33 ordnete der Gemeinderat laut Protokollbuch an,
daß sämtliche Beamte, Angestellte und Arbeiter der Gemeinde im Dienst und
innerhalb der dienstlichen Gebäude durch Erheben des rechten Armes zu grüßen
haben.

Im allgemeinen ging die Gleichschaltung der Vereine in Zell ohne Probleme
über die Bühne. Kein Vorsitzender eines größeren Vereins, mit Ausnahme des
Schwarzwaldvereins, mußte abgesetzt werden. Die Feier des l, Mai unter Beteiligung
aller Vereine sollte ja auch die Vereinnahmung der Vereine durch die
Partei nachdrücklich symbolisieren.

Was die Gleichschaltung der Gemeindegremien anging, so waren die Zeller
Nationalsozialisten ja auf gesetzliche Regelungen angewiesen, die ihnen die
Mehrheit bringen sollte. Zunächst wurde der von August Schwab geräumte
Sitz durch Johann Mauer eingenommen.120 Am 29. 7. trat eine Neuregelung
der Kommunalvertretungen in Kraft, die hauptsächlich auf Zentrumsmitglieder
gemünzt war und diese vor die Alternative stellte, entweder die Ämter freiwillig
niederzulegen oder ein Bekenntnis zum neuen Staat abzugeben. Die
Zeller Zentrumsabgeordneten traten alle lieber zurück. Der nun vollständig
nationalsozialistische Bürgerausschuß hatte danach folgendes Aussehen: Gemeinderäte
: Adrian Kopf, Eduard Schön, Albert Ritter, Ferdinand Seifert,
Ernst Raupp und Johann Mauer.

Gemeindeverordnete: Richard Bauer, Löwenwirt; Karl Schmider, Dipl.-Ing.;
August Dold, Heilkundiger; Alfred Willmann, Schreinermeister; Otto Baumgartner
, Dentist; Georg Steinmetz, Arbeiter; Karl Faißt, Arbeiter; Johann
Reinfeld, Arbeiter; Georg Schilli, Arbeiter; Friedrich Latour, Kaufmann; Otto
Herrmann, Schlossermeister und Thomas Schneider, Werkmeister.
Diese Umbesetzung der Ämter wurde außerhalb der politischen Gremien mit
weiteren symbolischen Feiern begleitet. So stellt die Geschichte der NSDAP-
Ortsgruppe mit Befriedigung fest, daß bei Hitlers Geburtstag am 20. 4. 33
erstmals auch „manch neuer Volksgenosse den Weg zu uns fand". Am 26. 5.
fand eine Schlageterfeier der SA statt und am 19. 6., anläßlich eines Propagandamarsches
des BdM, sammelte die HJ „Schmutz-, Kitsch- und Schundliteratur
" ein, um diese auf dem Marktplatz unter dem Motto „Undeutscher Geist
verbrenne!" den Flammen zu übergeben.

Als letztes Hindernis zur Ausübung der ganzen Macht in Zell blieb nun lediglich
Bürgermeister Dr. Schumann. Am 11. Mai wurde von der Landesregie-

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