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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 372
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rung angekündigt, daß auch die Bürgermeister gleichgeschaltet werden und die
Amtsführung der bisherigen Inhaber auf die Treue zum neuen Staat hin überprüft
wird. Daraufhin gab Schumann am 15. Mai im Gemeinderat eine Erklärung
ab, in der er die Reichsregierung seiner treuen Mitarbeit und unbeirrbaren
Pflichterfüllung versicherte. Dennoch forderte die Ortsgruppe und die
Fraktion der NSDAP am 23. Mai den Rücktritt des Bürgermeisters. Vorwand
dieser Forderung war, daß die Bevölkerung angeblich den Standpunkt vertrete
, daß die Bürgermeisterstelle ehrenhalber und mit geringem Zuschuß verantwortet
werden sollte. Die Stelle entspräche nicht der qualifizierten Arbeit eines
Akademikers. Die NSDAP nahm damit eine alte Forderung der Kommission
von Heinrich Haiß wieder auf und befand sich so in der Tradition der Bürgerlichen
Wahlvereinigung. Wen die Nationalsozialisten zum neuen Bürgermeister
ernennen wollten, war Eingeweihten schon längst klar: Adrian Kopf hatte die
Leitung der Ortsgruppe an Eduard Schön übergeben. Auch privat hatte er sich
auf eine politische Karriere eingerichtet: an Weihnachten 1932 inserierte er in der
„Schwarzwälder Post" für den Räumungsverkauf seines Ladengeschäfts.121

Auf den 26. Mai wurde eine Versammlung über „Zeller Tagesfragen" anberaumt
, wo der Zentrumsvorsitzende aufgefordert wurde, zu der Bürgermeister
-Frage Stellung zu nehmen.

Der damalige Zentrums-Vorsitzende Josef Kopf, ein Bruder von Adrian, lehnte
eine Stellungnahme ab, da er nur als Privatmann anwesend sei. Im Verlauf
der Versammlung kam der wahre Grund zum Vorschein: der Bürgermeister
habe sich äußerlich und innerlich noch nicht in die neue Zeit gefunden. Am
Schluß wurde auf folgende Art die Willensmeinung der Versammelten festgestellt
: Diejenigen, die nicht einverstanden sind, sollen aufstehen. Es stand niemand
auf.

Am 1. Juni gab Schumann vor dem Gemeinderat erneut eine Erklärung ab. Im
Protokollbuch ist vermerkt: „Der Bürgermeister erklärt sich mit der in dem
Antrag der NSDAP vorgezeichneten Entwicklung, den Posten späterhin
ehrenamtlich zu besetzen, grundsätzlich einverstanden. Eine Niederlegung des
Amtes kommt für ihn ... so lange nicht in Frage, bis er eine einigermaßen
gleichwertige Stelle gefunden hat. Eine Beurlaubung ist im Hinblick auf die
bevorstehenden Aufgaben . . . dienstlich nicht angebracht." Am 6. Juni notiert
Ratschreiber Oskar Kopp folgenden „Nachtragsbeschluß" ins Protokollbuch
: „Der Gemeinderat billigt die Erklärung des Bürgermeisters nur
insoweit, als er sich damit einverstanden erklärt, daß der Bürgermeisterposten
der Stadt Zell ehrenamtlich zu besetzen sei und daß der Bürgermeister sich sofort
bemüht, eine anderweitige Stellung zu finden."

Nachdem am 1. September der rein nationalsozialistische Gemeinderat gebildet
wurde, ging die Partei endgültig zum Angriff über: die Fraktion eröffnete
dem Bürgermeister am 19. September, daß sie wegen seiner „parteilichen"
Geschäftsführung auf dem Rathaus einen „Überwachungs- und Prüfungsaus-

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