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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 388
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rund 100 Häuser zerstört oder beschädigt. Sämtliche über die Kinzig führende
Brücken, selbst hölzerne Stege wurden in die Luft gejagt. Als letzte Wahnsinnstat
sollten auf Befehl des Kreisleiters die Kraftanlagen des Mannesmann-
betriebes und der Stadtmühle gesprengt werden. Die eingebauten Sprengladungen
waren so stark, daß auch die weitere Umgebung die Explosion nicht
überstanden hätte. Zum Glück konnte der Befehl zur Sprengung hinausgezögert
werden, und er unterblieb völlig, als am 21. April die französischen Truppen
überraschend schnell gegen die Stadt vorstießen."

Am Nachmittag zwischen vier und fünf Uhr näherten sich die französischen
Panzerspitzen, gefolgt von Marokkanern mit Pferden und Mauleseln, beiderseits
der Kinzig von Haslach und von Fischerbach her der Stadt. Nirgends stießen
die Angreifer auf Widerstand. Die Bunker an den Talhängen waren schon
längst verlassen worden, hatten doch die deutschen Soldaten durch eine eilige
Flucht noch versucht, der feindlichen Einkreisung zu entrinnen, nachdem
bereits am 20. April Schwenningen und am 21. April Villingen verlorenging.
Ohne Schwierigkeiten umfuhren die Panzer über den Bahndamm die geschlossene
Panzersperre beim Haldenhäusle nahe dem Hechtsberg. Vom Kaiserwald
aus wurde ein einziger Warn-, vielleicht auch Schreckschuß auf den unbesetzten
Schloßturm abgefeuert. Inzwischen aber schickte sich bereits der andere
Stoßkeil beim Hasenfeld an, neben der zerstörten Brücke die Kinzig zu durchqueren
, um die Stadt durch die Unterführung her zu besetzen. Doch noch im
Kinzigvorland kamen ihnen zwei Hausacher Bürger mit weißen Fahnen entgegen
. Daraufhin erfolgte die Besetzung des Städtchens, das sich den Eroberern
wie ausgestorben darbot, weil die Bevölkerung verängstigt und in großer Sorge
über ihr Schicksal in den Kellern verharrte. Nur hinter Vorhängen versteckt
wurden die Panzer, vor allem die furchterregenden Marokkaner in ihrem
orientalischen Burnus beobachtet.

Auf dem Rathaus erwarteten der stellvertretende Bürgermeister Jäckle und der
Polizist Barth mutterseelenallein die Franzosen, übergaben die Stadt und baten
um Schonung der Bevölkerung. Als Dolmetscher diente ihnen ein französischer
Fremdarbeiter, der in der Stadtmühle arbeitete. Er wie auch seine anderen
zwangsverpflichteten Landsleute bemühten sich, das Los der Hausacher
Bevölkerung durch ihre Fürsprache zu lindern. Zu ihnen gehörte auch der el-
sässische Arzt Dr. Hessloel, der die Praxis von Dr. Katz betreute, der in den
Frontlazaretten seinen Dienst versah. Trotzdem kam es seitens der Marokkaner
zu Ausschreitungen gegenüber der Bevölkerung — auch der Frauen . . .
Vor allem waren sie auf Uhren und Schmuck scharf. Ebenso bevorzugten die
Mohammedaner Hühner, Hasen und Fahrräder. Deshalb war einer der beiden
Fahnenschwinger, als er wenig später von der Übergabe zurückkehrte, nicht
wenig erstaunt, einen ausgeraubten Hasenstall vorzufinden und vergeblich
nach seinem gestohlenen Fahrrad zu suchen.

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