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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 391
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Die Offenburger Presselandschaft von 1945 bis 1950

Hans-Joachim Fliedner

I. Situation

Im Jahre 1945 fanden die Besatzungsmächte folgende Pressesituation vor: Der
NS-Staat hatte sogleich im Jahre 1933 oppositionelle Blätter, zumal parteipolitische
und kirchlich gebundene, unterdrückt. Ebenso wurden bald die entschieden
liberalen Blätter zum Aufgeben gezwungen. Im Gegensatz dazu baute der
NS-Staat seine Partei-Presseerzeugnisse aus. Ihren Bezug machte die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei den Parteigenossen, die sich in entsprechenden
wirtschaftlichen Verhältnissen befanden, zur Pflicht. Erst wenn
ein, in manchen Städten auch zwei parteinahe Zeitungen abonniert waren,
durfte der Parteigenosse ein anderes Presseorgan halten. Ebenso wurde den Interessenten
(häufig durch harten Druck, bei dem das öffentliche Beschaffungswesen
eingesetzt wurde) auferlegt, vornehmlich in den Parteiblättern zu
inserieren und die bürgerliche Presse zu meiden.

Es überlebten nur „angepaßte" Zeitungen, die eine etwaige Kritik oder ein Unbehagen
an bestehenden Verhältnissen entweder nur durch Abschwächen oder
durch Weglassen von Nachrichten ausdrückten oder aber eine Kritik so versteckt
äußerten, daß sie der Begeisterte nicht merkte.

Die Besatzungsmächte mußten bei dem Bestreben, ein ihren Vorstellungen
entsprechendes Staatswesen aufzubauen, im Pressesektor an drei Punkten ansetzen
:

1. Sie mußten die Zeitungen von unterdrückten Gruppen und Privatpersonen
wieder zum Pressemarkt zulassen.

2. Da dies bei Privatpersonen häufig aus den Umständen heraus nicht mehr
möglich war, mußten sie den annehmbaren „bürgerlichen" Blättern, die das
Dritte Reich überdauert hatten, erneut Zulassungen geben.

3. Sie mußten für Bekanntmachungen etc. eigene Erzeugnisse auf den Markt
bringen.

In den ersten Jahren nach dem Zusammenbruch bestand ganz allgemein in der
Bevölkerung ein Bedürfnis nach einer Neuorientierung. Dieses schlug sich in
einer erstaunlich starken Pressevielfalt nieder. In dieser Presse spielten geistige
Themen und Gedanken zum demokratischen Neuanfang eine wichtige Rolle
. Gegen Ende der 40er Jahre setzte dann aber rasch eine geistige Verarmung
ein. Ablesbar ist dieser Prozeß zum Beispiel gut in der Erwachsenenbildungsarbeit
. Der Dozent der Volkshochschule Offenburg, Paul Schaaf, stellte am
14. Januar 1947 in der Ortenauer Zeitung dar, daß es nach den „Jahren des

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