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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 395
(PDF, 112 MB)
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2. Die Parteizeitungen

Die Parteizeitungen geben ähnlich wie die „Ortenauer Zeitung" ein ausgezeichnetes
Spiegelbild der ersten Jahre nach dem Krieg und der nach 1945 stärkeren
und gegen Ende der 40er Jahre sehr viel schwächer werdenden
Neubesinnung. Je nachdem ob diese in Offenburg zugänglichen Presseerzeugnisse
ihren Verlagsort in Offenburg hatten oder nicht, nehmen sie nur untergeordnet
auf Offenburger Lokalereignisse Bezug. Dies sieht man gut an der im
sozialistischen Verlag Freiburg herausgegebenen Zeitung „Das Volk". Sie
war die erste Parteizeitung, die nach dem Krieg wieder als Organ der sich sammelnden
Sozialdemokratie erschien. In ihren Themen orientiert sie sich stark
über die Grenzen Deutschlands hinaus. Das wird auch deutlich an dem Titelblatt
der Erstausgabe, welches unter der Überschrift „Das große Experiment"
erste Berichte über den Atombombenversuch am Bikini-Atoll bringt.

Ähnlich wie in der nicht parteigebundenen Presse wird die Auseinandersetzung
mit dem NS-Staat aufgenommen. Das schwierige Friedenswerk, über das
das Wort von Truman verbreitet wurde, der Friede sei schwieriger zu gewinnen
als der Krieg, beansprucht große Aufmerksamkeit. Die Auseinandersetzung
über die Notwendigkeit von Parteien bestimmt ebenso das Bild wie die
Diskussion der Einführung einer „Kriegsgewinnsteuer" (27. Juli 1946). Zum
Nachdenken muß heute anregen, wenn es beispielsweise in der Ausgabe vom
3.7.1946 heißt, daß es eine Borniertheit gäbe bei Leuten, die den nach 1945
erreichten Frieden „nur als ein Intermezzo zwischen zwei Kriegen" ansehen,
„als ein Übergangsstadium zwischen einer furchtbaren Niederlage und einer
großen Revanche". Neben der Skrupellosigkeit solcher Träume weist das Blatt
schon damals daraufhin, daß die Toren, die solchen Denkern folgen, nicht erkennen
, „daß bei einem solchen Gemetzel im Zeichen der atomistischen Entwicklungsmöglichkeiten
die letzten Reste der Substanz zerschlagen würden,
die uns nach dem Absturz von 1944/45 noch verblieb." Die Zeitung möchte,
daß Deutschland kein Nährboden für „kriegerischen Geist" mehr sein kann
und möchte an einer solchen Entwicklung für die Zukunft mitwirken.

Nur wenige Tage nach der sozialdemokratischen Zeitung erschien ein kommunistisches
Presseorgan, „Der Neue Tag". Dieses Blatt firmiert im Untertitel
als „Volkszeitung für Baden und Württemberg". Es hatte eine Offenburger
Redaktion mit dem Chefredakteur Dr. Karl Bittel. Auch in ihm spiegelt sich
die Auseinandersetzung mit der Zeit. Wichtigen Raum nimmt in den Anfangstagen
der Zeitung die Hoffnung ein, zusammen mit den Sozialdemokraten einen
gemeinsamen Block bilden zu können. Es ist große Enttäuschung darüber
zu verspüren, daß Dr. Kurt Schumacher allen derartigen Versuchen - damals
unter dem Eindruck der Geschehnisse in der sowjetisch besetzten Zone - eine
Absage erteilte.

Auch wenn man die Grundtendenz des Blattes nicht akzeptiert, sind viele Artikel
der Zeitung heute besonders lesenswert. Schärfer als in anderen Blättern

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