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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 407
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Lahr, die an den Delegue Superieur in Freiburg adressiert waren, geben Zeugnis
von der Besorgnis des lokalen Militärgouverneurs. Im Dezember 1946
schrieb er, das Ernährungsproblem sei aus politischer Sicht so gravierend, daß
schnellstens eine Lösung zu finden sei. Er argumentierte gegen die Tendenz
seiner Landsleute, aus dem vollen zu schöpfen, und trieb sie an, ihre Versorgung
der der Einheimischen anzupassen. Die ihm von der Stadtverwaltung
vorgetragenen Schwierigkeiten finden in den Berichten ein Echo: fehlende Arbeitsmoral
der unterernährten Arbeiter, Niedergeschlagenheit und Mutlosigkeit
der Bevölkerung, die nur an der Beschaffung von Eßbarem interessiert
sei. Für den Kreiskommandanten war die Ernährungsfrage ein Politikum; die
Besatzungsoffiziere wußten nur zu gut, daß leere Mägen keine gute Vorbedingung
für ihre Demokratisierungspolitik waren. Für sie war eine Besserung auf
diesem Gebiet unentbehrlich, sollten ihre Bemühungen, z. B. in der Kulturpolitik
, nicht umsonst sein.

Die Entnahmen aus der landwirtschaftlichen Produktion wurden erst am 30. 9.
1948 eingestellt; nicht die sich auf die lokalen Vorgänge stützenden Vorstellungen
der Kreisdelegierten hatten dies bewirkt, sondern gesamtpolitische
Umstände.

Wenn nach den Berichten der Lahrer Stadtverwaltung nun für die Versorgung
der Bevölkerung kein Problem mehr zu verzeichnen war, so stand es zu einem
noch späteren Datum ganz anders mit der Wohnungsfrage.

Hier sei an das oben erwähnte Plakat über den Wohnungsmangel erinnert. Andere
Zeichen weisen auf den hohen Stellenwert dieses Problems auf der Sorgenliste
der Bevölkerung und ihrer Stadtverwaltung: im Juli 45 vermerkt der
Chronist Emil Baader, die Lahrer rechneten jeden Tag damit, den Besatzern
ihre Wohnung übergeben zu müssen. Im August wunderte er sich über die
Zahl der für die Truppen beschlagnahmten Gebäude (NB.: zu dem Zeitpunkt
gab es kaum französische Zivilisten zu beherbergen). Was dem Chronisten wie
den anderen Lahrern Sorge bereitete, wurde mit dem Aufbau der Besatzungsverwaltung52
für die deutschen Behörden erst recht zum ständigen Problem:
sie mußten für die Beschaffung von Wohnungen und für deren Einrichtung
sorgen, vom „Schlafzimmer aus Edelholz" bis zum „Putzmaterial". Die Requisitionen
bestätigten sozusagen im nachhinein die Befürchtungen der Einwohner
, gegen die der Landrat in seinem Aufruf vom 6. 7. 45 angekämpft
hatte, man würde ihnen die Nähmaschinen wegnehmen. Es liegt nahe anzunehmen
, nur die ehemaligen Parteimitglieder seien zur Abgabe von Wohnraum
und Gegenständen aufgefordert worden. Mehrmals wird nämlich gemahnt,
wenn weiter beschlagnahmt werde, würden auch Nicht-Parteigenossen davon
betroffen werden. Diese Annahme scheint aber durch einen Bericht des Oberbürgermeisters
vom 7. 1. 46 entkräftet, in dem Wäldin sich folgenderweise
ausdrückt: „. . . ich weise wiederholt daraufhin, daß es auf die Dauer unmöglich
sein wird, in diesem Tempo weitere Gegenstände zu beschaffen, zu-

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