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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 419
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0419
Im Rathaussaal gab der Bürgermeister seiner Freude Ausdruck, daß der Staatspräsident
mit dem Innenminister zu uns gekommen sind, um ein uns vorübergehend vom Dritten
Reich zugefügtes Unrecht wiedergutzumachen. Er zeichnete ein Bild des Werdegangs
von der Reichsstadt bis zur heutigen Zeit.

Anschließend ergriff der Staatspräsident das Wort. Er dankte für den Empfang, sprach
auch über die Geschichte Zells und der Stadt Zell und leitete daraus erneut das Recht
des heutigen Staatsaktes als begründet ab. Wohleb schloß mit den Worten: „Es lebe
die alte und jetzt wieder neue badische Stadt Zell, sie blühe und gehe einer schönen
Zukunft entgegen im badischen Land und der Bundes-Republik Deutschland!"

Nun erfolgte die feierliche Übergabe der Urkunde über die Verleihung des Stadtrechtes
und das Recht, den Namen ,Stadt' führen zu dürfen, durch den Minister des Innern
an Bürgermeister Schwab, der gelobte, auch unter dem neuen Recht die Pflichten gegenüber
dem Staat und der Einwohnerschaft gewissenhaft zu erfüllen und die Bevölkerung
zur Mitarbeit aufforderte.

Nun begaben sich die hohen Herren mit dem Stadtrat unter der Begleitung des
Schützen- und Ulanenkorps zum Hotel Löwen, um ein gemeinsames Abendessen einzunehmen
.

An die Schuljugend wurden zur Erinnerung Brezeln verteilt.

Von der erwähnten Urkunde weiß — wie nachher ausgeführt wird — in Zell niemand
mehr etwas. Dafür aber erzählen die Alten von der Feier selbst eine Geschichte, die
heute wie eine „Sage" klingt und in gewissem Sinne ein Gegenstück zum „Hornberger
Schießen" sein könnte:

„Die Zeller, v.a. die Musikkapelle, Schützen und Ulanen erwarteten Wohleb und sein
Gefolge am Stadteingang beim Forsthaus. Da die Gäste zur abgemachten Zeit nicht ankamen
, gingen die Musikanten und Bürgerwehrmänner vorläufig in den ,Rappen'. Als
die Herren dann doch eintrafen und am Eingang von Zell niemand getroffen hatten,
sind sie zum Rathaus gefahren. Dort wußte sich unser Bürgermeister zu helfen, sandte
einen Boten in den ,Rappen' mit der Nachricht: ,Dr Wohleb isch kumme!' und unterhielt
die Gäste, bis Musikanten und Schützen vor dem Rathaus angetreten waren und
die Feier beginnen konnte."

Urkunde verschwunden — Speisekarte vorhanden

Eigenartigerweise findet sich die Verleihungsurkunde — trotz eifrigen Suchens
, auch von sehen der Verwaltung - nirgends in Zell, dagegen — Ironie
des Schicksals historischer Zeugnisse! — die Speisekarte des (vom damaligen
Landrat Heß angeregten) Festessens, das nach der Stadtrecht-Verleihung
stattfand:
„Kalte Vorspeise
Königinnensuppe
Schnitzel mit Beilage
Erdbeertorte mit Schlagsahne

Wein nach Wunsch"2 (für 1949 doch eine recht reichhaltige Speisekarte!)

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