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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 431
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gestaltung und neue Akzentsetzung an ein und demselben Erzählinhalt unterschiedliche
ethische Vorstellungen, Kunstauffassungen und Weltanschauungen
zum Ausdruck gebracht werden können.

Dies gilt besonders dann, wenn — wie im vorliegenden Fall — nicht nur erzählerische
Teilbestände, sondern ein Erzählganzes, das bereits künstlerisch organisiert
und mit eindeutiger Zielsetzung verfaßt worden ist, unter anderen
historischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten von einem neuen Autor mit
geänderter Aussageabsicht überarbeitet wird.3

In unserer Untersuchung soll gezeigt werden, daß die Bearbeitung von 1588
— bei Beibehaltung des Erzählstoffes — eine neue Mentalität widerspiegelt,
die sich von der des Verfassers der Erstfassung grundsätzlich unterscheidet:
ein und dieselbe Erzählung „sagt" etwas ganz anderes.

/. Die Verserzählung von 1310

Edward Schröder und Paul Jäckel haben als Entstehungszeit der Verserzählung
die Zeit um 1310 wahrscheinlich gemacht.4

Der Inhalt der Erzählung soll hier mit Hauffens Worten wiedergegeben
werden.5

„Die mittelhochdeutsche Dichtung schildert Peter Diemringer von Staufenberg
als das Ideal eines Ritters. Er ist freigebig, tapfer, gebildet, fromm, durch
seine Kriegstaten in ganz Europa und im Heiligen Land rühmlichst bekannt.
Auf einem Ritt zur Kirche trifft er eine wunderschöne Frau. Sie gesteht ihm,
daß sie immer unsichtbar an seiner Seite gewesen sei, seitdem er ein Pferd bestiegen
. Sie habe ihn auf Turnieren und im Kriege vor Gefahr und Schande
behütet. Sie sei von nun an bereit, sobald er nach ihr verlange, zu erscheinen
und ihm ihre Liebe zu schenken, ihm bis zum Jüngsten Tage Glück, Ruhm und
Reichtum zu verleihen unter der einen Bedingung, daß er kein Eheweib nehme
. Dabei ruft sie Gott zum Bürgen an, daß sie die Wahrheit spreche. Der Ritter
ist bereit, ihr zu eigen zu sein, solange ihm Gott das Leben schenke. Zu
diesen frommen Redensarten stimmt die Äußerung der ,frouwe\ sie habe ihre
wunderbaren Eigenschaften von Gott. Der Ritter lebt nun einige Zeit in hohen
Freuden, genießt die Liebe der wunderbaren Frau, vollbringt mit ihrer Hilfe
die rühmlichsten Taten der Tapferkeit und Freigebigkeit. Dem wiederholten
Drängen seiner Verwandten zu einer Heirat weiß er zu widerstehn. Da
wünscht der König, der ihn im Turnier gesehen hat, daß er seine Base, eine
Prinzessin aus Kärnten, heirate. Der Ritter berichtet, um sich zu retten, von
seinem eigenartigen Liebeshandel. Die bei der Unterredung anwesenden
Geistlichen erklären, daß der Teufel sein Schlafgeselle sei. Der Ritter scheint
es zu glauben und verlobt sich mit der Prinzessin. Seine Geliebte erscheint
ihm, sagt ihm trauernd den baldigen Tod voraus, ermahnt ihn zur Beichte und
Letzten Ölung und wünscht ihm Gottes Gnade. Während des Hochzeitsmahles

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