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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 434
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Peter von Staufenberg scheitert an seiner Aufgabe.

Eine solche Handlungsstruktur verweist auf keltisches Denken und Fabulieren
.

Schon C.W. Prettyman hat (1906) auf den ,Lai de Lanval' der Marie de France
hingewiesen, dessen Handlungsstruktur überraschende Ähnlichkeit mit der des
,Peter von Staufenberg' hat: eine junge Frau, eine märchenhaft reiche ,damei-
sele', ist eines Helden wegen in die diesseitige Welt gekommen. Sie hat die
Fähigkeit, dem Geliebten jederzeit an jedem beliebigen Orte zu erscheinen,
ohne daß außer ihm jemand sie sehen kann.

Die Dichterin Marie de France, über deren Lebensumstände wir nicht viel wissen
, trägt in den sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts erstmals keltische Stoffe
in die französische Literatur hinein. Seither sind sie in der hohen Literatur
des Abendlandes zu Hause (die Artusepen), vagabundieren aber auch durch
den literarischen Untergrund.

Dem ,Peter von Staufenberg', davon gehen wir aus, liegt eine solche Erzählform
zu Grunde.12

Zur Aussageabsicht

In ,Peter von Staufenberg' ist der Erzähltypus der gestörten Martenehe verwirklicht
. Wir benutzen damit einen Ausdruck, den Friedrich Panzer geprägt
hati3.

Mahrte ist das Femininum von Mahr, Mahrt, das ist ein einem Alb oder Incu-
bus ähnelndes Wesen. Mit ihm geht der menschliche Partner eine Ehe ein, deren
Bestand davon abhängt, daß er sich strikt an ein bestimmtes Gebot hält.
Im Falle des Ritters Petermann ist es das Gebot, nie eine menschliche Frau zu
heiraten. Wird das Gebot übertreten, ist die Gemeinschaft mit der Mahrte gestört
. Sie entschwindet. Der Ausgang einer solchen Geschichte kann glücklich
verlaufen, wenn die beiden Partner wieder zueinander finden; er kann unglücklich
verlaufen, wenn die Störung zur endgültigen Trennung wird; er kann
schließlich - wie im Falle unseres Ritters — tragisch sein, wenn der menschliche
Partner die Übertretung des Gebots mit dem Tode büßen muß.

In der Verserzählung vom Staufenberger liegt eine besondere Ausformung dieses
Erzähltypus vor, aber die Erzählung wird nicht um des überlieferten Stoffes
willen vorgetragen. Sie ist von einem ganz anderen Aussagewillen
überformt.

Dem Autor geht es darum, im Medium der überlieferten Erzählung seinen Zuhörern
einen beispielhaften Ritter vorzustellen, der in einer ganz besonderen
Weise die vier ritterlichen Kardinaltugenden zuht, trüw, milt und ere (PvSt 23)
verwirklicht.

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