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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 438
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wann sie mit denselbigen gefährlichen Gesten burschierten vnd zuhielten" (Jo
4).

Seit einem Jahrhundert gibt es zu Jobins Zeit den ,Hexenhammer', der zwischen
1486 und 1520 dreizehn Auflagen erlebt hatte und 1582 gerade neu in
Straßburg herausgekommen war.

Herbert Haag hat dargelegt, daß die Hexenverfolgung in Deutschland „in den
vierzig Jahren zwischen 1590 und 1630 am ärgsten wütete"20, wobei die
Schweiz und der Oberrhein Schwerpunkte der Hexenverfolgungen waren.

Die Angst vor Zauberei und Hexenwesen, vor Unholden aller Art, die „die
armseligen Menschen in den abgrund aller Finsternus / vnd schlam euserster
Gotts Verleugnung haben gesenckt vnd verstürtzt" (Jo 8), hat die Menschen
des 16. Jahrhunderts gepackt. „Es ist die Angst vor einem Verderben, das im
Finstern lauert . . . Schon ihre Menge macht ... die Hexen furchtbar, mehr
aber der Umstand, daß man ja von keinem weiß, ob er dazu gehört"21.

Weil also der Verdacht sich gegen jeden und jede richten kann, wahrt Jobin
geradezu ängstlich Distanz gegenüber dem Gegenstand seiner Vorred.

Und er erweitert das Pandämonium, „die große geheime Gesellschaft aller Hexen
"22, gegen die sich Bodins Daemonomanie richtete, in die Vergangenheit
hinein: die „außlegung des worts Meerfinne" gibt ihm Gelegenheit, in einem
langen Exkurs die gesamte griechisch-lateinische und deutsche Mythologie als
Hexen-, Zauber- und Teufelswerk zu deklarieren.

„Setz also demnach / diese Wörter Meervein / oder Mährfähe / oder Meer-
wing / keine new erdachte wort / sondern auß den Historien vnd der erfahren-
heit / nur all zuviel alt vnd bekant sein. Dann wer hat nit von Venusberg / von
Forstfaunen / von Nufeinen oder Nympffen / Sireinen / weisen Sibyllen
/ Truten / vom Fränckischen Königlichen Stammen der Merouaeer oder
Merowinger / von der Melusinen Fürstlichen und Gräuelichem geschlecht von
poitiers vnd Lusignan / von den Engelländischen Warsagers Merlini Mutter
/ vnnd von der Hertzogin von Lützelburg vrsprung / etwas gelesen / gehört
oder vernommen" (Jo 4/5).

Ob Aeneas oder Romulus, Alexander oder Artus, Sibylle oder Melusine: alle
sind sie „Lucifers Larffen" (Jo 27), über die noch „vil Rockenstubnarisch ge-
läß" (Jo 26) erzählt wird, wie Jobin schreibt.

Das ist eine Umwertung der hochmittelalterlichen Vorstellung, in der die Helden
der Vergangenheit zu Symbolen werden konnten, in denen die Idee vorbildlichen
Rittertums geschaut wurde.

Bei solcher Sicht der Geschichte wird es schwierig, die Erzählung vom Staufenberger
und seiner frouwe neu so darzustellen, daß sie dem Staufenbergischen
Geschlecht „zu rhumerhaltung dero löblichen Vorfaren / vnnd dem

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