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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 439
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allgemeinen Adel zum Spiegel / vnd meniglich zu guter Lehr vnd anweisung"
(Jo 45) dienen kann.

Jobin kann nicht umhin, die Geschichte des Ritters als Teufelswerk zu kennzeichnen
: der „böß Versucher" (Jo 40) konnte Macht über den Ritter gewinnen
, „weil der junge Diemringer damals auch / wie andere seines Stands
gesinnt gewesen / sich in der frembde zu ersehen / vnd in massen sie es damals
nanten / Abentheur vnd Wagmären zusuchen" (Jo 41). Allerdings, so
fahrt er tröstend fort, „kan man darauß nit schliessen / daß er darumb an seiner
Seligkeit solt verkürtzt sein"; denn er ist „deßhalben am Leib versucht
worden / vnd sein jung Leben desto eher beschlossen / auff daß die Seel erhalten
wirde / vnnd nicht weiters in Versuchung käme. Zu dem hat er sich auch
vor seinem hinscheiden als ein Christen mensch erzeigt / sein Sünd hertzlich
berewet / vnnd sich zu Gottes gnade gekehrt" (Jo 41/42).

Jobins Vorrede insgesamt ist eine Warnung vor dem Hexen- und Zauberwesen
, dem die Angehörigen des früheren Ritterstandes in besonderer Weise ausgesetzt
waren, weil für sie die Gestalten der Artuswelt und der höfischen
Literatur überhaupt von besonderem Wert waren und so „den finstern geistern
thür und thor zu allerlei Versuchung auffgespert" wurde (Jo 27).

Daß die frouwe des Staufenbergers zu den „finsteren geistern" gehört, ist für
Jobin keine Frage: seine Vorrede bezweckt nichts anderes, als die Meerfee in
einen dämonologischen Kontext zu stellen.

Fischarts ,Vortrab'

Während also Jobin die Meerfee zur Hauptfigur seiner Überlegungen macht,
stellt Fischart „Herrn Petern von Stauffenberg, genannt Diemringer, auß der
Orttenau bei Rein" in den Mittelpunkt seines ,Vortrabs'. Ihm geht es darum,
einen „rechten Adelsspiegel" zu verfertigen, in dem die Gegenwart ihre moralischen
Gebrechen erkennen kann.

Die Liaison des Ritters mit der Meervenus interpretiert er genau so wie Jobin:

„Auch ob schon einen Gott hie züchtigt,

Hat er jhn darumb nicht vernichtigt,

Sonder hat jhn darumb gestrafft,

Daß er deß mehr an jhm hafft,

Vnd gedenckt bei all seinen Ehren,

Daß er Gotts hülff nicht könn entbären.

Dem Stauffenberger ist kein schmach,

Daß jhm der böß Geist stellet nach". (Fi 649-656)

Die frouwe des Staufenbergers wird zur Larve des Bösen, dieser wiederum ist
Werkzeug Gottes, der den Menschen zur Anerkennung des sola-gratia-
Prinzips führen will.

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