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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 442
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Ein ruhmvolles, wenn auch mühsames Leben auf Erden und die ewige Seligkeit
im Himmel — das sind für Fischart die beiden zentralen Werte.

Und so läßt er, der alten Vorlage folgend, den Staufenberger turnierend und
kämpfend durch die Lande ziehn, vor allem

„wider die Saracener,

Die Heiden, des Gotts Sohn verhöner" (Fi 579 f.).

Diese Aussage gewinnt ihren eigentlichen Ernst, wenn man die Zeitverhältnisse
berücksichtigt, geht es doch

„vmb rettung Land vnd Leut

Für Christenglaub vnd Freiheit" (Fi 555 f.).

Während des gesamten 16. und 17. Jahrhunderts unternahmen die osmani-
schen Heere im Mittelmeer und auf dem Balkan Angriffe gegen die Europäer,
bis die Schlacht vor Wien 1688 das Ende der Gefährdung einleitete.

In dieser für das Abendland lebensbedrohenden Gefahr vermißt Fischart beim
„Kriegs Gesind" häufig die rechte Gesinnung, da es

„nur dem Geld vnd beut nach henckt,

Vnd nicht auff Ehr noch gewissen denckt,

Ja, sagen, wann der Teuf fei jhnen

Gelt geb, wolten sie jhm dienen" (Fi 472—569).

Der Staufenberger dagegen ist das Ideal eines christlichen Kriegsmannes, beispielhaft
wird er der verrotteten Gegenwart gegenübergestellt.

In einem hundert Zeilen umfassenden Exkurs (435—532) stimmt Fischart eine
laudatio temporis acti an, ein Lob der guten alten Zeit,

„Von Stauffenbergers bessern Zeiten,

Da man mehr trauen dorfft den Leuten" (Fi 515 f.).

Gilt Fischarts Lob auch dem adeligen Krieger Peter von Staufenberg, so ist die
Tugend, die er vor allem an ihm schätzt, die „Threu", zugleich das Fundament
eines jeden geordneten bürgerlichen Gemeinwesens. Zwar will die Neuausgabe
des ,Peter von Staufenberg' ein Adelsspiegel sein, darin der Adel „sich seiner
Adelichen Gebür hab zuersehen", aber alle Leser sollen

„stehn wie Ritter stäts gerüst

Wider des Teuffels gwalt vnd list" (Fi 787 f.).

Das Publikum, an das Fischart sich wendet, ist nicht mehr nur das höfische
Publikum Egenolfs, es ist die Gesamtheit der Gebildeten, die das Werk zu lesen
verstehn, die ausgezeichnet sind durch einen

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