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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 443
(PDF, 112 MB)
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„freien Mut,

Der nicht alleyn Lust tragen thut,

Das er die Tugend selber üb,

Sonder auch hats an andern lieb,

Also, das er dieselbig preiset,

An jedem, der dieselb erweiset" (Fi 71—76).

Fischart geht es nicht, wie Jobin, um die Erneuerung der Erzählung vom Ritter
von Staufenberg unter dämonologischem, sondern unter didaktischem Aspekt.
Die Geschichte vom Ritter Petermann soll der gebildeten patrizischen Oberschicht
der spätmittelalterlichen Stadtgesellschaft als Tugendspiegel dienen.

Bernhard Schmids Textbearbeitung

Der Organist Bernhard Schmid ist, wie sich zeigen wird, offensichtlich nicht
willens, Jobins Perspektive zu übernehmen, und nicht fähig, dem Anliegen
Fischarts zu entsprechen.

Schmid ist unter den drei Autoren der „Restaurator", der das Buch in seiner
Wirkung dadurch wiederherzustellen versucht, daß er es in eine zeitgemäße
Sprache und in zeitgenössisches Gedankenkolorit überträgt.

Gleich zu Beginn seiner Überarbeitung ersetzt Schmid einen zentralen Begriff
Egenolfs durch ein anderes Wort: aus aventüre wird kurtzweil (PvSt 2; BSO
816).

Das ist eine deutliche Reduzierung des alten Bedeutungsbereiches. Aventüre
steht etymologisch in Zusammenhang mit lateinisch evenire, das ist das, was
einem Helden zufällt, d.h. was ihm vorherbestimmt ist.

„Jede aventüre ist einem Ritter vorbehalten, der allein in der Lage ist, sie zu
einem glücklichen Ende zu bringen"23.

Bei Egenolf ist diese Bedeutungsbreite noch vorhanden: aventüre ist die gottgesandte
Aufgabe, in der sich der Ritter das Heil erwirbt.

Bei Schmid wird sie zur unterhaltsamen Erzählung von ritterlichen Taten, die
berichtet werden aus Sorge, daß „Dem Leser würt die zeyt sonst zlang" (BSO
844).

Das Wort taucht bei Schmid auch später in der Erzählung nicht mehr auf. „Uns
seit die ouentüre das" (PvSt 47) wird zu „Uns thut die schrifft verkinden, daß"
(BSO 848), oder „Wie vns die geschrifft saget, daß" (BSO 1009).

Damit wird einmal deutlich, daß Schmid der Meinung ist, Egenolf habe eine
schriftliche Vorlage gehabt; zum andern zeigt sich an diesen Übertragungen,
daß das Wort aventüre und das, was es bezeichnet, für Schmid nicht mehr existieren
.

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