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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 456
(PDF, 112 MB)
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Leider läßt sich auch aus dem bisher Bekannten kaum ein Bild von Grimmelshausens
Persönlichkeit gewinnen. Aus Gustav Könneckes ,,Quellen und Forschungen
zur Lebensgeschichte Grimmelshausens' '5 etwa kann man zwar den
beruflichen Alltag des Gaisbacher Schaffners oder Renchener Schultheißen bestens
rekonstruieren, jedoch bleibt diese Person letztlich fast seelenlos. Hier
scheint mit wissenschaftlichen Methoden kaum Abhilfe möglich. Grimmelshausens
Schriften vermitteln einiges vom Charakter ihres Autors, diesen aber
mit dem Erzähler-Ich, vor allem dem Simplicissimus, gleichzusetzen, ist ein
früher häufig begangener Fehler. Die Quellen, die uns die Biographie erschließen
, sind außer Kirchenbüchern ausschließlich trockenes behördliches und geschäftliches
Schrifttum ohne persönliche Note.

Als ein möglicher Weg, Grimmelshausens Wesen etwas lebendiger erscheinen
zu lassen, bliebe ein Blick auf seinen Bekanntenkreis. Mit wem verkehrte er
in welchem Rahmen und wie intensiv?

Bislang existieren keine umfassenden Studien zu diesem Thema; es wurden
weitgehend nur Personen berücksichtigt, deren Bedeutung für Grimmelshausens
Lebensweg oder sein literarisches Schaffen unübersehbar ist, so die Freiherren
von Schauenburg6, der Offenburger Regimentssekretär und Grimmelshausens
Ausbilder Johannes Witsch7, Grimmelshausens Verleger8, verschiedene
Familienangehörige9, oder Personen, die als Figurenvorlage in den
Simplicianischen Schriften gedient haben könnten.10

Erstellt man eine möglichst vollständige Liste aller Personen, die Grimmelshausen
im Laufe seines Lebens gekannt hat, so ist diese umfangreicher, als
man zunächst vermuten würde.

Hier beschränke ich mich auf eine kleine Auswahl, nämlich seine vermutlich
näheren, persönlichen Bekannten der Renchener und Gaisbacher Jahre.11

Dieser Versuch, so etwas wie einen Freundeskreis Grimmelshausens zu rekonstruieren
, ist schwierig und gewagt genug, daher werde ich mich lediglich an
Hinweise aus den vorhandenen Quellen, hauptsächlich Kirchenbücher, Schaffnerrechnungen
und behördliche Akten, halten.

Gerade diesen Abschnitt aus Grimmelshausens Leben wähle ich nicht von ungefähr
und nicht nur deshalb, weil es sich um den am besten erforschten handelt
. Zunächst ist es der für den Dichter offensichtlich bedeutsamste, in dem
seine Schriften größtenteils entstanden und publiziert wurden. Daß aus vielen
Stellen des Werkes eher die Ansichten des Schaffners und Schultheißen als die
des ehemaligen Kriegsteilnehmers und Musketiers sprechen, wird heute kaum
mehr bezweifelt. Weiterhin ist kaum ein Werk eines Barockautors so sehr von
einer gelegentlich fast selbstironisch übersteigerten Heimatverbundenheit gekennzeichnet
wie das Grimmelshausens: Als habe er seinen eigenen kleinen
Lebensbereich quasi als Zentrum der Welt gestalten wollen, bildet die Ortenau

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