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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 461
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Noch eine weitere Gruppe, mit der Grimmelshausen fortlaufend zu tun hatte,
ist zu nennen: seine „Kollegen", die Schaffner der anderen Grundherren, die
uns aus Grimmelshausens Rechnungen fast alle namentlich bekannt sind. Dies
rührt nicht zuletzt daher, daß die Sitte des gemeinsamen „Geschäftsessens"
auf Dienstreisen, und sei es nur in den nächsten Ort, bereits damals ausgiebig
gepflegt wurde und man sich selbst Abrechnungen bei Grimmelshausen zuhause
mit Speis' und Trank auf Kosten der Arbeitgeber gerne gemütlicher gestaltete
.26

In Ulrich Bruder, dem Neuensteinischen Schaffner in Oberkirch, wohnhaft in
Fernach, vermutete Gustav Könnecke den Namensgeber für den Ulrich
Herzbruder" des „Simplicissimus".21 Andreas Braun, Schaffner Eberhards
von Eitz, war Grimmelshausens Amtsvorgänger bei den Schauenburgern.28

Ein besonders gutes Verhältnis scheint zwischen Grimmelshausen und dem in
Oberkirch wohnenden Johann Preiner, dem Schaffner Claus' und Philipp Han-
nibals von Schauenburg in den Jahren 1653 bis 166529, bestanden zu haben.
Obwohl beide ständig engagiert ihre jeweiligen Arbeitgeber bei deren Auseinandersetzungen
um grundherrliche Angelegenheiten vertraten, zeugen ihre
Abrechnungen von einem regelrecht freundschaftlichen Umgang. Beispielsweise
besagt eine Abrechnung zwischen Grimmelshausen und Preiner von
1657 u.a., daß Preiner am 10. Mai mit einem Pater Joseph in Grimmelshausens
Wirtschaft einkehrte, wo man zusammen Wein trank und Karten spielte,
um dies hinterher in bestem Einvernehmen sozusagen über Spesen abzurechnen
.30 Dieser Abrechnung zufolge darf man Preiner überhaupt als
Stammgast im „Silbernen Stern" ansehen, ebenso das dritte Mitglied dieser
„Skatrunde": Pater Joseph Widenmann aus dem Kloster Allerheiligen, bis Februar
1650 Pfarrer in Oberkirch, anschließend in Oppenau, scheint mit Grimmelshausen
ebenfalls befreundet gewesen zu sein, da er 1655 zur Deckung
eines Rezesses Grimmelshausens bei Carl von Schauenburg die nicht geringe
Summe von 110 fl vorlegte.31

Daß man in Schaffnerkreisen auch ansonsten „satyrice gesinnte" Personen
mit literarischen Neigungen findet, belegen die bischöflich-straßburgischen
Hofratsprotokolle von 1671: Die jeweiligen Amtsnachfolger Preiners und
Grimmelshausens, Christoph Keuffer und Johann Jakob Schreiber, mochten
sich offensichtlich weniger und dichteten sich gegenseitig in Schmähschriften
und Pasquillen an, die sie am Oberkircher Rathaus anzuschlagen pflegten.32

Dem Umstand, daß Christoph Keuffer auch von Grimmelshausen nicht viel
gehalten haben muß, verdanken wir den Nachweis von dessen Rothaarigkeit,
da er ihn in seinen Rechnungen regelmäßig als den ,,rothen Schaffner"
tituliert.33

Einen ergänzenden Einblick in Grimmelshausens näheren Bekanntenkreis bieten
die Kirchenbücher von Oberkirch und Ulm. In den acht erhaltenen Einträ-

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