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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 462
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gen über die Taufen von in Gaisbach bzw. auf der Ullenburg geborenen
Kindern34 erscheinen regelmäßig fünf Personen als Paten: Jeweils einmal
Maria Dorothea von Schauenburg, Tochter Hans Reinhards, und Anna Wal-
purgis von Schauenburg, dessen Ehefrau, zweimal Leonhard Kühl, Stadtschreiber
von Oberkirch, viermal Georg Friedrich Haag, Wirt in Oberkirch
und seit 1653 in Oppenau, und sechsmal Magdalena Göll, Frau des Oberkir-
cher Schultheißen Abraham Göll. Diese Familie Göll war wahrscheinlich verwandt
mit Grimmelshausens Amtsvorgänger in Renchen, Elias Göll. Ein Sohn
Abraham Gölls jedenfalls war Kandtenwirt in Straßburg und ist durch eine
Kneipenschlägerei mit niemandem anders als Philipp Hannibal von Schauenburg
in Oberkirch, September 1667, bekannt.35

In diesem Kreis von Grimmelshausens wahrscheinlich näheren Bekannten —
vielleicht ein Schreiner und ein Bauer, ein Schaffner, ein Pfarrer, ein Schreiber
, ein Wirt, ein Schultheiß — finden wir also überwiegend in bezug auf ihre
gesellschaftliche Stellung und Bildung mit Grimmelshausen etwa gleichrangige
Personen.

Grimmelshausens Bekanntenkreis in der Renchener Zeit

Für Grimmelshausens Zeit in Renchen ergibt sich ein ähnliches Bild. Die oben
erwähnten Bekanntschaften aus Gaisbach lassen sich hier nicht mehr nachverfolgen
, was sich allerdings bereits daraus erklärt, daß das hier zur Verfügung
stehende Quellenmaterial sich auf überwiegend behördliches Schrifttum und
weniger auf Grimmelshausen selbst, als vielmehr seine Kinder betreffende
Kirchenbucheinträge beschränkt. Aufgrund der geringen räumlichen Distanz
dürfte es jedoch kaum Schwierigkeiten bereitet haben, den Kontakt aufrechtzuerhalten
.

Renchen hatte 1666 ca. 700 Einwohner. Während des Krieges war die Bevölkerung
von etwa tausend auf hundert Einwohner zusammengeschmolzen, daher
handelte es sich zum großen Teil um Zugezogene verschiedener
Nationalitäten, oft Protestanten aus der Schweiz, Schwaben, Salzburg, Savoy-
en oder den Spanischen Niederlanden.36

Als Schultheiß war Grimmelshausen fürstbischöflicher Beamter, seine Aufgaben
umfaßten die eines Ortsvorstehers, eines Steuereinnehmers und die der
niederen Gerichtsbarkeit. Auch hier stand er also zwischen Obrigkeit und Untertanen
, wobei er besonders im Zuge der Auswirkungen des Französisch-
Niederländischen Krieges engagiert als Interessenvertreter der Bevölkerung
gegenüber der Regierung in Zabern und dem Bischof von Straßburg selbst auftritt
. Sein direkter Vorgesetzter in dieser Position war 1673 Herman Dietrich
von Neuenstein.

Außer dem Schultheiß selbst bestand das wöchentlich tagende Gericht aus dem
Stabhalter und zehn vom Gericht, d. h. hier den Renchenern, vorgeschlagenen

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