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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 464
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weier bei Kehl. Für dessen Gedichtband ,,Poetisch Blumen-Paradiß" verfaßte
Grimmelshausen 1673 das einzige von ihm bekannte Widmungsgedicht. Mo-
scherosch erwähnt in einem Brief an Sigmund von Birken vom Januar 1674
seinen „Nachbarn", den ,,beruffenen Simplicissimus", ,,. . . ein geringer
Dorfschultes, aber ein Dauß Eß, u. homo Satyricus infolio", dem wegen Verunglimpfung
der Sprachhelden" des Pegnesischen Blumenordens „mit 1 par
bögen (Papier) das Maul" zu stopfen sei.40

Natürlich distanziert sich Moscherosch gegenüber seinem Gesellschaftsbruder
von Birken von Grimmelshausens Äußerungen über die Nürnberger Sprachgesellschaft
in seinem ,,Teutschem Michel".

Neben Verärgerung spricht aus dieser Passage aber auch unverhohlen Bewunderung
der literarischen und menschlichen Qualitäten des einfachen Dorfschultheißen
.

Einen ergänzenden Einblick in den Umgang der Familie Grimmelshausen bieten
die Heiratseinträge im Renchener Kirchenbuch. Zwar heiratet zu Grimmelshausens
Lebzeiten keines seiner Kinder, da es sich aber bei seinen
Schwiegertöchtern und -söhnen um Ortsansässige handelt, dürfte er sie ausnahmslos
gekannt haben. Sein ältester Sohn Franz Christoph bestellte zwar
1670 in Steinheim am Main ein Aufgebot, da der Eintrag im dortigen Kirchenbuch
jedoch unvollendet blieb, wurde die Trauung offensichtlich nicht vollzogen
, wahrscheinlich weil das Brautpaar nicht erschien. Auch bei der Verheiratung
Franz Christophs mit der Renchener Bürgerstochter Anna Margarethe
Hoff am 12. August 1680 in Renchen wird keine frühere Ehe erwähnt.41

Von Grimmelshausens Töchtern heirateten 1679 Maria Magdalena den Kronenwirt
Michael Weiß und in zweiter Ehe 1713 den Schwanenwirt Jacob Buz;
Anna Maria 1693 den Sägemüller Franz Städele; Maria Walpurgis 1684 den
Bärenwirt und Schultheißen Jacob Behrle und 1700 in zweiter Ehe Nikolaus
Schedtel.«

Belegt ist die Bekanntschaft Grimmelshausens mit zweien seiner Schwiegersöhne
: Michael Weiß, Kronenwirt und Gerichtszwölfer in den Neunziger Jahren
, wird 1670 mit ihm zusammen anläßlich eines Grenzbeganges als Zeuge
genannt.43

Häufig kam der Schultheiß in Kontakt mit der Familie Behrle. Im April 1668
verfaßte Grimmelshausen einen Vergleich zwischen dem damaligen Kronenwirt
Jacob Behrle und seinen Söhnen Johann und Jacob sowie seinem Schwiegersohn
Adam Hübner, in dem die väterliche Erbmasse aufgeteilt wurde.44

1670 verurteilte er die Brüder Behrle und den Adlerwirt Georg Werner zu je
einer Geldstrafe wegen unerlaubtem Weinausschank.45

Bereits 1668 war Johann Behrle wegen Ehebruchs mit seiner Köchin aktenkundig
geworden, ein Jahr darauf wiederholte der Obervogt die Anklage wegen

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