Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 471
(PDF, 112 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0471
Büchlein im „Jung-Deutschland-Verlag" in Straßburg. Noch am 24. Dezember
1894 schrieb Rilke hoffnungsvoll an Kattentidt: „Der Vertrieb von ,Leben
und Lieder' geht sicher gut vonstatten."10 Später hat sich Rilke von diesem
Erstling, der ihm immerhin auch 50 Mark Honorar einbrachte, klar distanziert
; die Jahre der Zusammenarbeit mit dem Straßburger Verleger nannte er
bisweilen auch scherzhaft seine „Katzenzeit". Zunächst aber war er doch froh,
hier akzeptiert zu werden, etwas unternehmen zu können. Im Januar 1896
übernahm Rilke z.B. in eigener Verantwortung die Redaktion einer Sondernummer
„Jung-Deutschland und Jung-Österreich" bei Kattentidt trotz seiner
zumindest „ambivalenten" Einstellung (J. R. Salis) zu Österreich. Aber aus
Mangel an Abonnenten wurde aus dem Unternehmen keine Serie. Dennoch
ließ Rilke im „Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des 19. Jahrhunderts
" (Leipzig, 1896) inserieren: „Rilke, Rene Maria Caesar (sie!) ... gegenwärtig
Schriftleiter von Jung-Deutschland und Jung-Österreich". — Es gab
bald einige „Mißverständnisse" zwischen Kattentidt und Rilke, der u.a. Bitten
um Korrekturen zurückwies mit der Feststellung: „Was künstlerisch gut ist,
ist auch sittlich gut" (Brief vom 19. 1. 1896).

So hatte also Rilke, vom Osten des deutschen Sprachraums bzw. Kulturraums
kommend, in Straßburg den alemannischen Südwesten des Deutschen Reiches
kennengelernt. Daß dabei auch eine Rolle gespielt haben kann, daß Vorfahren
von Rilkes Mutter Sophie aus dem Elsaß nach Prag eingewandert waren11,
soll zumindest eine Erwähnung wert sein, macht vielleicht manches verständlicher
.

Rilke kam damals in ein Straßburg, das — wie man heute bisweilen liest —
zwischen 1870 und 1918 „das deutsche Intermezzo" durchlebte. Rilke hatte
viele Talente, politisch war er möglicherweise wohl nicht besonders begabt
und interessiert. Aber er war begeistert vom Wunderwerk der gotischen Kathedrale
. Und gerade weil er „von Hause aus, " gut gebildet, auf Reisen ging,
war er auch offen für den besonderen Geist der Kultur am Oberrhein, entwickelte
er ein Gespür für die historische Entwicklung und die aktuellpolitische
Situation. Er sah die vielen inneren, natürlichen Zusammenhänge
über den Rheinfluß hinweg, er erlebte aber auch den mächtigen Einfluß französischer
Kultur, wurde in Straßburg sicher nicht „allen welschen Wesens bar
und ledig" (Goethe hätte sich gewiß anders ausgedrückt, hätte er geahnt, wie
seine Worte später als Waffen und Argumente eingesetzt wurden!), ohne freilich
die alten Wechselbeziehungen über den Strom hinweg sachlich und kritisch
ganz zu erfassen. — Wir kommen auf Straßburg wieder zurück.

In Paris — eine „Galeere"

1896 — 1902: München, Berlin, Italien, Prag, eine erste große Reise nach Rußland
und 1900 gleich eine zweite, 1901/02 Westerwede/Worpswede und die
Heirat mit Clara Westhoff, 1902 die Übersiedlung nach Paris: Rilke reiste in

471


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0471