Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 473
(PDF, 112 MB)
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Rilkes erster Besuch in Bad Rippoldsau (1909)

Zur großen Stadt Paris suchte der Dichter für einige Zeit ein Gegengewicht,
gegen die körperliche und seelische Depression, gegen die tiefgreifende Lust-
losigkeit und Mattigkeit. Rilke reiste viel in jenen Jahren, aber Ruhe fand er
nirgends. Viele Entwürfe blieben Stückwerk, das sommerheiße Paris wurde
unerträglich, lähmte. Und hier nun die überraschende Wende: sich „blindlings
entschließend" (mehrfach hat Rilke so formuliert in seinen Briefen!) fuhr er
von Paris aus zur Kur nach Bad Rippoldsau, ganz gezielt, um „dort etwas Erneuerung
und physischen Mut" zu suchen; er kam „über Straßburg hierher ...
zu den alten Heilquellen...". Bis zum 16. September blieb er im Kurbad in
diesem von weiten Wäldern eingerahmten Tal, das für Rilke rasch zum „verläßlichen
Kurtal" wurde.

Rilke ist mit seinen 33 Jahren damals nicht mehr gerade ein N.N., aber sicher
auch noch lange nicht der bekannte Erfolgsautor. Publikum hat er freilich sowieso
nicht gesucht. Rilke war sein Leben lang gerne auf Spaziergängen durch
Wälder unterwegs; bekannt ist auch seine Vorliebe, auf taufrischen Wiesen
barfuß zu laufen. Für beide Vergnügen bot das Rippoldsauer Kurtal sicher viele
Möglichkeiten; der Kenner weiß es sowieso, daß diese Landschaft im Herzen
des Schwarzwaldes jeden Vergleich aushält, und für die gute ärztliche
Versorgung wurde sicher immer alles nur Mögliche getan. Aber dies kann allein
doch noch nicht den Ausschlag gegeben haben, daß Rilke von Paris aus
so direkt nach Rippoldsau reiste, mit der Etappe Straßburg.

Hierzu sind sicher noch einige Informationen von Interesse über historisch gewachsene
Verbindungen.

Straßburg und Bad Rippoldsau

Die ersten uns bekannten Analysen des Rippoldsauer Heilwassers stammen
vom Straßburger Arzt Dr. Ulrich Geiger aus dem Jahre 1577; als erste uns bekannte
Badeschrift erschienen sie 1591 im Druck. 1590 lieferte ein anderer
Straßburger Mediziner, Dr. Wogesser, ebenfalls ein Gutachten; nach ihm waren
es noch viele elsässische Baineologen, die sich um das Schwarzwaldbad
wissenschaftliche Verdienste erworben haben. Bei Andreas Dollhopff in
Straßburg kamen im 17. Jahrhundert mehrere Führer zu dem „Edlen und vortrefflichen
Rüppoltzawer Sauerbronnen" zum Druck. Besonders zu nennen
wegen ihrer Gründlichkeit und ihres Umfangs ist noch eine lateinisch verfaßte
Doktorarbeit aus der Straßburger Universität: Dissertatio medica sistens histo-
riam & analysin fontis Rippolsaviensis" des Dr. med. Johannes Boeder, eines
gebürtigen Straßburgers, aus dem Jahre 1762. - „Badereisen" gehörten ja seit
dem 15. Jahrhundert „dazu"; in Ehekontrakten ließen sich „Frauenzimmer"
gerne die Zusicherung eines jährlichen Badebesuches geben. Und so viele
Kurbäder gab's damals natürlich nicht. Rippoldsau verfügte spätestens seit

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