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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 474
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1490 über ein großes „badhuß"14, und in der Mitte des 16. Jahrhunderts
rühmte ein Straßburger Gast: „Die Gemach in dieser herberg seint gar ungleich
, eines heller und luftiger weder dz ander..." Im „New Wasserschatz"
(1584) des Dr. Jakob Theodor aus Bergzabern („Tabernae montanus") wurde
ausführlich geschrieben von Rippoldsau und seiner „Herberg von zweyen Ge-
bäuwen und guten Gemachen, da man ziemlich wol underkommen kan/auch
mit guter Schnabelweide versehen wirdt

Auch Straßburger Pächter des Fürstenbergischen Kniebisbades sind bekannt,
so Franz Wengler (von 1773 bis 1777), der Vorgänger von Xaver
Goeringer15 aus Bühl/Bd., in dessen Familienbesitz das Traditionsbad
schließlich kam (N.B.: Die Fürstenberger stellten i.ü. auch Straßburger Bischöfe
!). Nach 1789 kamen viele elsässische Flüchtlinge auch nach Rippoldsau
; dort starb z.B. 1796 Chevalier de Pithienville, der frühere Straßburger
Stadtkommandant. Im ganzen 19. Jahrhundert weisen die Gästelisten aus, daß
unter den Rippoldsauer „Curanten" oft bis zu einem Drittel Franzosen/Elsäs-
ser waren, darunter auch Vertreter der höchsten Aristokratie, des französischen
Königs- bzw. Kaiserhauses. Als 1830 das große Werk des Dr. W. A.
Rehmann erschienen war über „Rippoldsau und seine Heilquellen in historisch
-geographischer, natur- und heilkundiger Beziehung", dauerte es nur wenige
Jahre, bis das Buch auch in Straßburg erschien, bei Silbermann, auf französisch
.

Man möchte fast sagen: Von Straßburg aus nach Rippoldsau zur Kur zu gehen
und dort ganz nebenbei eines der schönsten Landschaftserlebnisse des Schwarzwaldes
zu haben, war relativ normal. Auch für Rilke. Er kam also sicher nicht
der Alliteration wegen nach Rippoldsau. Dieser Badeort war den Straßburgern
bestens bekannt, und in Straßburg muß sich Rilke informiert haben, auch über
den Rippoldsauer Badearzt Martinus van Oordt und seine Heilmethoden.
Wenn sich Rilke um 1900 Prospekte, alte Ansichten, aktuelle Postkarten u.ä.
von Rippoldsau aus schicken ließ, dann war dies alles zu einem großen Teil
in Straßburg gedruckt. Vielleicht hat Rilke auch das Buch von Charles Lalle-
mand über die „Badischen Landleute" (Les Paysans Badois)16 gesehen: Dort
war den Rippoldsauern ein großartiges Denkmal gesetzt worden für ihre Tüchtigkeit
und die Geschicklichkeit, mit der sie seit Generationen die harte Arbeit
in diesem Waldgebiet gemeistert und wie sie z. B. ihr Holz auf dem Wasserweg
transportiert haben, dem Markt zu, den Käufern zu. Und wer war Hauptabnehmer
, jahrhundertelang? — Die Stadt Straßburg17.

Dann mußte also Rilke von Straßburg aus nur noch den schnellsten Weg finden
ins Bad Rippoldsau. Den wies aber u.a. der beste Reiseführer jener Zeit: Adolphe
Joanne, Les Bords du Rhin Illustres. Auf fast 800 Seiten wurden die wichtigsten
Verkehrsverbindungen in Mitteleuropa vorgestellt. Die 15. Route war
z. B. die Verbindung zwischen Straßburg und Stuttgart, und gleich als Route
16 folgte: „De Strasbourg ä Rippoldsau" (S. 274 — 276). — Eine „carte rou-

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