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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 476
(PDF, 112 MB)
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tiere ä Rippoldsau" konnten Interessenten immer anfordern und bekommen.
Fazit: Eine Kur in Rippoldsau war sicher kein Geheimtip und auch kein Zufall;
dieses Kurtal war schon lange „verläßlich".

Hat den Dichter Rilke aber auch das „Erlebnis" dieser Landschaft geprägt? —
In einem Brief an Alfred Schaer (26.2. 1924) versuchte Rilke viele Jahre später
die Frage zu beantworten, was ihn in seinem Leben und Denken an „Einflüssen
" besonders bestimmt habe: „Es sind unzählige! Was hat nicht alles
gewirkt!" Rilke zählte große Künstlernamen auf, viele Reisen, Paris, um dann
zu resümieren: „Aber ich frage mich oft, ob nicht das an sich Unbetonte den
wesentlichen Einfluß auf meine Bildung und Hervorbringung ausgeübt hat...
und der größte bleibt vielleicht zu nennen: daß ich allein sein durfte in so vielen
Ländern, Städten und Landschaften, ungestört, mit der ganzen Vielfalt, mit
allem Gehör und Gehorsam meines Wesens einem Neuen ausgesetzt, willig,
ihm zuzugehören und doch wieder genötigt, mich von ihm abzuheben..."

Rilke läßt sich gewiß nicht in Anspruch nehmen, wenn man gerne seine besondere
Verbundenheit z.B. mit der Schwarzwaldlandschaft herausstellen wollte.
Ein „Erlebnis" wie Duino oder das Wallis war Rippoldsau wohl nicht. Dennoch
: Rilke brauchte offensichtlich diesen klaren Kontrast zu seinem „normalen
" Lebensstil, zu seinem Pariser Arbeitszimmer insbesondere; er brauchte
reine Natur, und er brauchte ihre Ruhe, das Pathos der Stille; er fand es „im
Brausen des Hochwaldes, wo das Rauschende selbst die Stille bildet". Daß
ihm das „Erlebnis" dieser herrlichen, kräftigen und kräftigenden Waldlandschaft
des Rippoldsauer Tales „schöpferische Impulse" gab, wollen wir durchaus
bejahen: So manches Bild und gar manche Erscheinung und Stimmung
sind Rilke wohl während dieser Schwarzwaldaufenthalte zugewachsen. Wenig
später wird er z. B. sagen: „Fühlst du die Engel? Es rauschen die Zeiten wie
Wälder". Und er wird dichten: „Wie Tau von dem Frühgras hebt sich das Unser
von uns".

Für Rilkes „Begeisterung" sind auch seine Briefe ein verläßliches Zeugnis, wo
Schlichtes so wundervoll schön und in Worten stärkster, plastischer Suggestivkraft
und voll atmosphärischer Schwingungen gesagt wird über dieses Naturparadies
„mit seinen alten Bäumen tief in einer Talschlucht des Schwarz-
waldes. Herrliche Alleen und die eingefaßten, mit kleinen Pavillons überbauten
Heilquellen, das alles vollkommen edel in der ältesten Anlage...". Rilke
gab sich also offensichtlich mit voller Bereitwilligkeit den neuen Eindrücken
hin, erfuhr „neue Spannung". Hier im Schwarzwald konnte er die Stille hören
lernen.

Briefe aus Bad Rippoldsau (1909)

Natürlich ist es hier nicht möglich, alle Briefe abzudrucken oder auch nur aufzulisten
, die Rilke im Sommer 1909 in Bad Rippoldsau geschrieben hat.18

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