Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 478
(PDF, 112 MB)
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gangs halten, der schönsten und ergiebigsten eines", schrieb Rilke selbst an
eine junge Frau. Im Sommer 1913 war die Liste der Adressaten wieder sehr
lang19. Rilke schrieb z. B. an die Malerin Erika von Scheel: „Die Wälder sind
weit und voll innigen Innenraums, auf die rechne ich am meisten, mehr als auf
allen Kurbetrieb; da kommt reinster Einfluß durch alle Poren ins Herz ..." Besonders
bedacht wurde natürlich wieder der Verleger, Anton Kippenberg:
„... Ich freue mich übrigens, wie richtig ich meine Wahl geleistet habe: Rip-
poldsau ist ganz so altmodisch in seiner äußeren Art, wie ich es vor vier Jahren
kannte, dabei in seinen Kuranwendungen nicht verspätet... von einer inno-
zenten Kurmusik abgesehen, die ihre Aufheiterungen dreimal täglich in die um
so unendlich viel heitere Natur hinaus verschwendet, ist die Stille, die die Wälder
von allen Seiten in das verläßliche Kurtal hinein atmen, unbeschreiblich,
über alles Maß, über die Maßen. Und man geht nur ein paar Schritte den nächsten
tannichten Weg hinein, und schon bekehrt sich das Herz zu der vertraulichsten
Größe..."

„Ich ging blindlings fort ... bin unvermuthet, unvorbereitet, mir selber zur
Überraschung eines Abends nach Straßburg gefahren und von Straßburg die
paar Stunden herüber in dieses etwas altmodische Bad mitten in den fürsten-
bergischen Wäldern ... ich überließ mich hier mit oft geschlossenen Augen
den reinen überwiegenden Umgebungen ..." (aus einem Brief an Helene von
Nostitz).

„Kurbeihilfen" sind wohl selten zarter angefordert worden: „Wenn ich mit so
viel rechnen könnte, dürfte ich auch ein paar Wagenfahrten durch die Wälder
unternehmen, eine Neigung von mir, die mir aus meiner Kindheit her nachgeht
und zu der hier manche Verlockung ist, da man, der Tradition nach, noch gute
Wagen und Wagenpferde hat und das Auto auf diesen inneren Waldwegen
noch keine so ausschließliche Rolle spielt; nicht nur muß man keines benutzen,
es wird einem auch erspart ihrer vielen zu begegnen..." Rilke bekam von
Kippenberg Geld und Goethe-Bände, und er schrieb dankbar zurück: „... Ich
bin nun versehen, komme was mag ... Der erste schöne kühl bewegte Morgen
nach Regentagen: auf einer hoch gelegenen Bank neben Blumen, Waldwiesen
und Fichtenhöhen gegenüber las ich die wundervollen Worte wieder, ich weiß
nicht, ob Sprache je weiter gegangen ist: hier gibt sich alles und nimmt sich
wieder zurück, genau wie im Brausen des Hochwaldes, wo das Rauschende
selbst die Stille bildet ... Ich staune, staune. Es ist wie auf fließendes Wasser
geschrieben, wie im Traum hingesprochen, aber dieses Wasser ist ewig, und
das Wachsein ist eine kleine Stelle in diesem Traum..." Besonders dankbar
war Rilke für die Übersendung des „Pandora"-Textes; die Bank, auf der er
dieses „Festspiel" von Goethe gleich dreimal hintereinander las, nannte er liebevoll
seine „Pandora-Bank".

Auch an die Verlegersgattin, Katharina Kippenberg, schrieb Rilke Briefe:
„... Sie kennen diese multiple Müdigkeit erster Kurtage in der Luft großer

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