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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 483
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(I)

für Hedwig Bernhard
Wie lange schon seit mir zuerst an

gefühlter Erfahrung

die Sinne erwuchsen; wie lange schon

Sehnsucht und Gnade

über der innigen Brust. Oft schon als Knabe

wähnt ich am Äußersten mich. Äußerst an

Größe vergehend.

Aber die Sterne sind da der übertreffenden
Nächte,

und das Herz wird herrlicher, wie

ichs auch berge, noch immer.
(Nacht des 4. July) RM Rilke

(U)

Nicht, wie du ihn nennst, wird

er dem Herzen gewaltig.
Liebende: wie du dich rührst
bildest du dringend ihn aus.

Rainer

Rippoldsau/
Nacht des 4. July
1913

Die Romanze jenes Rippoldsauer Sommers klang noch in vielen Briefen
nach22, war wohl mit eine wesentliche Ursache für Rilkes Gemütszustand,
über den die mütterliche Freundin, Fürstin Marie von Thum und Taxis, in jenem
Herbst 1913 berichtete: „Er (Rilke) habe gemeint, selbst ebensoviel geben
zu müssen, als ihm geschenkt worden sei, um nur zu bald zu entdecken,
daß er sich Illusionen hingegeben habe, die zu einem Nichts zusammenschmolzen
. Immer nur Kämpfe, Verzweiflung, Selbstvorwürfe, niemals aber die ganze
Fülle des Lebens.. ."23 — Am 9. September 1914 schrieb Rilke an Hedwig
Bernhard einen Brief, der für Illusionen keinen Raum mehr ließ: „Weshalb
sollten wir, liebe Hedwig, etwas für einen ,Ausklang' halten, darum, weil es
nicht geklungen hat..." Hedwig Bernhard war dem Dichter wohl doch „zu
nahe" gekommen; der „Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht",
hatte seine Spannung nicht durchgehalten, „es überwog die Zeit, die sich ja
zwischen alles drängt...".

Hedwig Bernhard kam wieder nach Bad Rippoldsau, wohnte 1918 noch einmal
in der „Villa Sommerberg" und schrieb: „Nun bin ich wiedergekommen in
diesen Winkel einmaligen Glücks, anders als damals — und doch dieselbe
noch. Im vollen Sonnenschein habe ich das anmutige Tal und dies schöne

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