Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 485
(PDF, 112 MB)
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Neuer Plan eines Kuraufenthalts in Rippoldsau (1921)

Mit dem Ausbruch des Weltkrieges kam Rilke in einen Zustand der „Verschüttung
", er verstummte, erstarrte in einer Wüste des „Nicht-begreifen-
könnens". Im Juni 1919 vollzog er — mit einem tschechoslowakischen Paß!
— seinen „Ausbruch" aus Deutschland, fuhr zu einer Vortragsreise in die
Schweiz — und blieb dort: „Jetzt merke ich doch die Heimatlosigkeit des
Österreichers" (Salis). Auch in der Schweiz war zunächst sein Aufenthalt nicht
ganz so einfach. So schrieb Rilke am 22. 5. 1921 an eine Freundin: „. .. nun
sind die allerletzten Ressourcen des immer noch in der Schweizbleibens aufgebraucht
."26 In dieser mißlichen Lage dachte er schon noch an eine Rückkehr
nach Deutschland: der Fürst von Fürstenberg hatte ihm eine Wohnung auf
Schloß Wartenberg angeboten. Rilke selbst schrieb in eigener Initiative aber
nach Rippoldsau — „für ein paar Wochen gut und räthlich" —, um sich nach
einem Quartier zu erkundigen. Die Rückantwort vom 19. Mai 1921 war wohl
ehrlich, aber nicht gerade ermutigend:

„Sehr geehrter Herr!

Den Empfang Ihres geschätzten Schreibens vom 17. ds. bestätigen wir hiermit bestens
dankend und freuen uns, von Ihnen wieder nach längerer Zeit zu hören. — Einliegend
übersenden wir Ihnen unsere allgemeine Offerte zu Ihrer Orientierung und bemerken
wir schon heute, daß wir sehr wohl in der Lage sind, Sie in unserer Villa Sommerberg,
in der Sie szt. so gut aufgehoben waren, unterbringen zu können. Wollen Sie uns bitte
mitteilen, wann wir mit Ihrem geschätzten Besuche rechnen dürfen und was wir Ihnen
an Zimmern zur Verfügung stellen sollen. Sie dürfen versichert sein, daß wir alles aufbieten
werden, um Ihnen einen angenehmen und erfolgreichen Kuraufenthalt in Bad
Rippoldsau zu bereiten.

Ihrer gefl. Rückäußerung sind wir gewärtig und zeichnen, indem wir uns Ihnen, sehr
geehrter Herr Rilke, bestens empfehlen, mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung
! — Bad Rippoldsau A.-G. Arthur Egen."

Beigelegt waren allgemeine Informationen, dabei der Hinweis: „Für die Dauer des
Kuraufenthaltes wollen sowohl im Interesse des Gastes als auch des Betriebes die Reisebrotmarken
mitgebracht werden!" — Es war wohl diese Bitte, die dem inzwischen
schon zwei Jahre in der Schweiz lebenden Rilke die Nachkriegsverhältnisse in
Deutschland wieder ganz bewußt machte.

Rilke kam nicht mehr in den Schwarzwald, blieb in der Schweiz, erinnerte sich
freilich auch später noch gesprächsweise und in Briefen an den „verläßlichen
Kurort" Rippoldsau, verständlich bei seiner echten „Neigung für traditionelle
alte Bade-Orte".

Letzter Besuch in Straßburg

Rilke blieb in der Schweiz, fern von den Turbulenzen der deutschen Politik.
Nur nach Paris mußte er noch einmal, im Frühjahr 1921, und dann noch ein

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