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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 493
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Schleier bedeckt ist, an ihr Herz und zieht sich wehmütig auf die andere hin,
auf der Urne ist ein Papillon, der aus der Puppe herausschlüpft. Bei der Erfindung
dachte ich an eine Inschrift, die von mir ist: Jetzt erst leben sie."6 Dan-
neckers Jugendfreund Schiller schrieb in der ,Theosophie des Julius', einer
frühen philosophischen Schrift: „Die Schwalbe, die wir im Winter erstarret
finden und im Lenze wieder aufleben sehen, die todte Raupe, die sich als
Schmetterling neu verjüngt in die Luft erhebt, reichen uns ein treffendes Sinnbild
unsrer Unsterblichkeit."7 Und im Musenalmanach von 1796, den Schiller
herausgab, findet sich ein von ihm geschriebener Zweizeiler, welcher ,Der
Schmetterling auf einem Grabmal' heißt und so lautet: „Trink o Seele, berausche
dich sanft mit dem Tranke des Schlummers,/Daß du verjüngt und neu sehest
Elysiums Flur."8 Und um den Kreis noch etwas weiter zu ziehen: auf dem
Alten Friedhof von Freiburg ist der berühmte ,Uhrenpater' Thaddäus Rinderle begraben
, der, ursprünglich Benediktiner von St. Peter im Schwarzwald, als emeritierter
Professor der angewandten Mathematik und praktischen Geometrie 1824 in
Freiburg starb; ein Schmetterling schmückt seinen Stein. Auf demselben Friedhof
gibt es noch eine alte Kapelle; auf einem der barocken Deckenmedaillons in ihrem
Inneren ist wieder ein Schmetterling mit einer Puppe dargestellt, und das beigefügte
Motto lautet: „In egressu nobilior" (also etwa: beim Verlassen bin ich edler).

Derart steht Danneckers Denkmal für Rastatt in einer großen symbolischen
Tradition. Es ist zugleich eine würdige Erinnerung an den jungen Mann aus reichem
Haus, der hier, fern der Heimat, sterben mußte — doch nur, solange es erhalten
und verstanden wird.9

Anmerkungen

1 Johannes Werner, Christopher Bilderbeck D'Monte aus Madras, gestorben in Rastatt. Stiftung
und Denkmal. In: Die Ottenau 66 (1986), S.337-347

2 Christian von Holst, Johann Heinrich Dannecker. Der Bildhauer (= Bd. 1); Ulrike Gauss,
Johann Heinrich Dannecker. Der Zeichner ( = Bd. 2). Stuttgart 1987. — Zum Rastatter Denkmal
vgl. bes. S. 375-377 ( = Kat. Nr. 145) bzw. S. 171-173 (Z 144-148). - Nochmals sei
hier klargestellt, daß es sich bei dem Rastatter Monument zwar um ein Denk-, nicht aber um
ein Grabmal handelt.

3 Sulpiz Boisseree, Tagebücher 1808- 1854. Bd. 1 (= 1808-1823). Hrsg. von Hans-J. Weitz.
Darmstadt 1978, S.428

4 Der Anfang des Zitats (bis „Pferden") zit. n.: v. Holst, a.a.O. S. 476; alles Weitere nach dem
handschriftlichen Original der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart.

5 Kaum zutreffend ist freilich die Datierung der Entwürfe auf das Jahr 1816, wo doch, wie gesagt
, der betreffende Auftrag erst im August 1817 erteilt worden ist.

6 Zit. n.: Gauss, a.a.O. S. 131

7 Zit. n.: v. Holst, a.a.O. S.376

8 Zit. n.: ebd.

9 Selbst wenn — was durchaus denkbar ist — Danneckers Besucherbuch (.Nahmen der Fremden
/welche das Dannecker'sehe Attelier besuchten/Vom 15.Sept. 1814 bis Nov. 1817';
Württ. Landesbibliothek) oder die Rastatter Kirchenbücher noch weitere Aufschlüsse bieten
sollten, hätten diese fürs Ganze nur ein geringes Gewicht; auch von der Familiengeschichte
der D'Monte, über die sich bisher nichts Gedrucktes auffinden ließ, ist nichts Wesentliches
zu erwarten. (Andernfalls wäre, im Sinne des Mottos, noch ein Nachtrag zu diesem Nachtrag
fällig.)

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