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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 497
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1988/0497
Ich habe jetzt auf Rechnung der Stadt, zu dem vielen andern, zwey Jahre Zeit verloren,
die ich hätte nützlich für die Kunst, für mich und andere anwenden können, zwey Jahre
Zeit, die mir keiner mehr zurück gibt, und mich ferner um jede glückliche und frohe
Stunde betrogen, die ich hätte können im Kreise meiner Freunde mit Arbeit und Beschäftigung
zubringen, man hat mich so gleichsam zum ärmsten aller Bettler gemacht,
denn man hat den Leuten untersagt mir Almosen zu geben. Und dies alles auf Rechnung
der Stadt demnach.

Ich sage Ihnen jetzt nur, daß Sie mir auf Rechnung der Stadt einstweilen, bis auf weitere
Erklärung und Verständigung für meine nötigsten Bedürfnisse Sorge tragen, vor
allem für eine anständige Kost entweder im Gasthaus zum Engel oder hier bei meinem
Hauswirth. Wo nicht, so schlage ich Ihnen auf Rechnung der Stadt den Bukel voll, sie
schlagen mir den Arsch voll, gut so schlage ich Ihnen trotz Ihrer Bürgermeister-Würde
den Bukel voll und den Arsch dazu, ich schlage Ihnen alle sieben Farben des Regenbogens
auf den Rücken und es soll Ihnen so schwarz vor den Augen werden, daß Sie nicht
änderst glauben sollen, als seie eine totale Sonnen- oder Mondfinsternis eingetreten.

Ich will jetzt nur sehen, ob ich Euch Herren die Fäden nicht alle rein radikal durchhaue
, auch die juristischen und theologischen will ich euch durchhauen, und zwar so,
daß kein guter ehrlicher Faden mehr an euch bleiben soll, denn es gibt kein Gesetz der
Erde und im Himmel, welches Sie berechtigt so an mir zu handeln. Nun Herr, haben
Sie zu wählen, Sie gehen entweder die obigen Bedingungen ein, oder ich sehe mich
genöthigt zur Gewalttat zu schreiten und Gewalt durch Gewalt zu vertreiben, sie werden
einsehen, daß mir durchaus kein anderer Weg mehr bleibt, als den des Rechts oder
den der Gewalt, wollen Sies nun darauf ankommen lassen? Sie sagen, Sie wollen es
nicht darauf ankommen lassen, gut, so erfüllen Sie obige Bedingnisse, wo nicht, so lass
ich es darauf ankommen, natürlich Sie können sich auf Ihrer Seite auch verteidigen,
Sie haben dienstbare Geister, Säbel und Bajonetten, gegen die ich nichts ausrichten
kann, denn ich habe selber nur einen schlichten ehrlichen Palmbengel, der mir aber
indess doch gute Dienste leisten soll, denn ich bin nun fest entschlossen, jeden, der
mir in den Weg tritt, so durchzubleuen, daß er jeden zweiten Versuch mich zu necken
und schikanieren wohl wird unterlassen, oder wollen Sie sagen das alles sey nicht wahr
wessen ich sie beschuldige und wollen Sie Beweise, so sage ich, der Beweis liegt in
der Sache selbst und dann kann ich Zeugen genug aufrufen und beeidigen, daß sich
die Sache so verhält, und dann Herr Bürgermeister, ich weiß, daß sie wissen, was ich
auch weiß, handeln Sie als ehrlicher und rechtschaffener Mann nach ihrem Gewissen
und den Gesetzen der Menschlichkeit und Humanität, so kann die Sache nicht fehl gehen
und sorgen Sie mir als edler Menschenfreund für eine anständige Kost statt mich
hungern zu lassen, wo nicht, so bleibe ich bei meiner Erklärung, so darf es nicht weiter
gehen. Ich wäre auf diesem Wege zuletzt genöthigt für ein Stück Brod zu bellen wie
ein Hund. Noch muß ich bemerken, da man mir wie ich wahrgenommen von Seiten
der Polizei alle Mittel und Wege abgeschnitten hat, mir auf ehrliche Weise meinen Unterhalt
zu verdienen und mich gleichsam zum Gefangenen gemacht, so habe ich auch
keine Verbindlichkeit nur irgendeinen Kreuzer oder Heller zu bezahlen, sondern verlange
alles auf Rechnung der Stadt, kann man auf Rechnung der Stadt Bauten und Stege
über die Kinzig bauen so kann man auch das, man ist den andern behülflich, große
Gasthäuser und Gärten anzulegen, man unterstützt die Gewerbe sogar die Kunst und
Musik, man läßt Waldhörner und Trompeten verfertigen und unterstützt den Gesang,

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