Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 500
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sehr eigensinnig, sonst folgsam, kam in seinem 14. Jahre fort. Zog nach seiner Lehre
überall herum, in Freiburg, der Schweiz u. so. Ging seit mehreren Jahren nicht in die
Kirche, drohte dem Bürgermeister nur allein, ging rasch im Felde herum, leichtsinnig,
ging auch viel ins Wirtshaus, war sehr müßig, springt von einer Idee, von einem Plan
zum andern. Es wurde ihm durch seinen Begleiter gesagt, er müsse hier partriren(?).
In den Wirthshäusern lief er ohne zu bezahlen oft davon, sah meist halb verwildert aus;
gehe auch dem andern Geschlechte nach, die er übrigens nur küsst und dann davon
läuft. Weigerte sich heute fortzugehen, es musste ihm ein Zwangskittel angezogen
werden, den ihm der Begleiter wieder auszog, weil er sich ordentlich hielt. Unterwegs
aß er nicht viel, trei V. Litter, später Brandtwein, über Mittag aß er nichts. Sprach
meist unterwegs über Zeichnen, Anlagen und Städten, betrug sich sehr ordentlich, zuweilen
murmelte, sang und jodelte er vor sich hin, gestikulierte mit den Händen. Wär
nicht krank, klagte über keine Schmerzen. Kam zerlumpt heim, wollte nicht in das Spital
, machte sich eine Hütte im Wald; dann wurde ihm eine Kost und Logis bei einem
Schreiner pereithet (?). Zu Hause zeichnete er meistens. Seinen Tornister wollte er
nicht mitnehmen; er S. müße in seiner Vaterstadt bleiben.

Die Heil- und Pflegeanstalt Rienau, gemalt von Carl Sandhaas 1843.
Aquarell.

Am 19. Oktober wurde Sandhaas in die Illenau eingeliefert. Die „Heil- und
Pflegeanstalt Illenau" war gerade ein Jahr zuvor (1842) eröffnet worden.
Sandhaas kam also in neue, saubere Räume — und in eine Anstalt, die man
heute zu Recht als „Reform-Anstalt" bezeichnen würde. Ihre Grundsätze,
Therapiemethoden, der gesamte ethisch-moralische Hintergrund waren durchaus
fortschrittlich. Die Illenau war kein Tollhaus alten Stiles.

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