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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 535
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Gottvater und Sohn auf der Weltkugel, von Engeln mit dem Spruchband umgeben
: „Gloria in exelsis deo", ferner Marienmotive etc.

Den Faltbriefen verwandt sind die sog. Einsteckbriefe: große quadratische
Blätter bis zu 18 x 18 cm, in neun Quadrate unterteilt (Zusammenfalten wie bei
ledernen Geldbörsen). Diese Neuschöpfung wurde in Freiberg (Sachsen) und
Schlesien verbreitet.

Von ungefähr 1820 an werden die Faltbriefe durch Patenbriefe in Briefchenform
abgelöst und bis 1840 fast völlig von ihnen verdrängt. Die Briefchen sind
5x8 cm groß und wie die heutigen Briefumschläge gefaltet. Der Taufwunsch
steht auf einem kleinen Kärtchen, das mit Geld zusammen in den Umschlag
gelegt wird. An das Versiegeln knüpfen sich brauchtümliche Vorstellungen.
In den Jahren 1830 bis 1850 hat die Briefchenform ihre weiteste Verbreitung
in allen deutschen Landschaften gefunden. Holzschnitt und Kupferstich werden
kaum noch verwendet, dafür die Lithographie, später die Chromolithographie
(lithographischer Mehrfarbendruck), Prägedruck und zuletzt der Ölbilddruck
. Die Bildgestaltung verschwindet bald völlig. An ihre Stelle tritt das Ornament
.

Die konsequente Weiterentwicklung der Briefchenform ist der weiße Pappkasten
, in den ungefähr von 1870 an das künstlich aufgebauschte Briefchen gelegt
werden mußte. Auf das Briefchen wurde eine Auflage aus Gazebäuschen
und Papierrüschen getan und gestanzte Goldsterne darüber geklebt. In diesem
„Bett" lag ein Wachspüppchen, mitunter auch Oblaten, die sich abheben ließen
und dann den Blick auf ein weiteres Bild freigaben. Die Variationsmöglichkeiten
in der Ausgestaltung dieser „Pappkästchen" waren denkbar groß,
verfügte doch eine einzige Patenbrieffabrik in Dresden um 1900 über 700 verschiedene
Muster.

Der Patenbrief ist aber bei allen Veränderungen und Massenproduktionen im
Gegensatz zu Andachtsbildern, Wunschkarten und sonstigen Gelegenheitsgraphiken
verhältnismäßig schlicht und bescheiden geblieben, er blieb in jeder
Beziehung volkstümlich.

Der elsässische Göttelbrief

Das Elsaß, die Pfalz und die Schweiz nehmen in der Patenbriefgestaltung eine
Sonderstellung ein. Es handelt sich um eine ausgesprochene Laienkunst.

Die Bezeichnung „Göttel"4 wird im niederalemannischen Sprachgebiet für die
Patin, aber auch das Patenkind gebraucht; der Pate heißt Pfetter.5

Im Elsaß erscheint der Patenbriefbrauch am frühesten, 1593 in Zabern; der erste
handgemalte stammt von Bischweiler 1698. Für das frühe 18. Jahrhundert
findet sich eine Reihe von Belegen. Die einfachen handschriftlichen Zettel

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