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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 538
(PDF, 112 MB)
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3. Der Hunspacher Typ:

Wie der Lembacher läßt auch der Hunspacher Typ sehr viele Variationsmöglichkeiten
zu. Zu beiden Seiten des Herzschildes, das den Taufspruch aufnimmt
, ranken sich Nelken, Sonnenblumen, Tulpen etc. Vögel sitzen im
Geäst. Der Hunspacher Typ stellt die Grundform dar, die dem einzelnen Dorfkünstler
alle Freiheiten in der Ausgestaltung läßt. Bausteine sind Blatt, Blüte,
Vogel. Sie erreichen aber nie die Abstraktion des Kleeburger Typs, der in seiner
starren Stilisierung vereinzelt dasteht. Charakteristische Formen: 1815 In-
golsheim, 1811-1825 Oberseebach, 1810 Lobsann, 1815 Gries, 1821
Mommenheim, 1799 Hofen, 1809 Sesenheim, 1811 Hochfrankenheim, 1814
Pfaffenhofen, 1821 Morsbronn, 1791 Oberbetschdorf.

Um 1800 werden in Hunspach auch Papierschnitte hergestellt, die in der Feinheit
ihrer Ausgestaltung mitunter die gemalten Göttelbriefe übertreffen. Teilweise
sind sie auch bemalt und ergeben so bei gleichen Schnitten ein ganz
anderes Aussehen. Das Schnittbild ist ab 1600 in Europa bekannt. Um 1700
verfeinert es sich zum Spitzenschnitt, der besonders die kleinen Andachtsbilder
so kostbar werden läßt. Das bäuerliche Schnittbild wird durch den 1750
erscheinenden Schwarzpapierschnitt weiter angeregt, er erlebt hier um 1810
bis 1850 seine eigentliche Blüte.

Die Papierschnitte unter den elsässischen Göttelbriefen weisen viel Ähnlichkeit
mit den ländlichen Liebesbriefen und Neujahrsglückwünschen auf (in
Franken, Bayern, Norddeutschland üblich). Der quadratische Bogen wird ins
Achtel gefaltet und dann mit dem Messer ausgeschnitten. Um die feste Mitte
— ein Kreis oder Achteck — gruppieren sich acht oder sechzehn Herzen, die
durch zierliche Stege miteinander verbunden sind. Manchmal sind Sterne, Blumen
, Adler mit Kronen etc. eingefügt.

Viele Göttelbriefformen im Elsaß können nicht einem besonderen Typ zugeordnet
werden, es sind Individualleistungen.

Göttelbriefe aus der Pfalz

Sie sind von denen des Elsaß nicht zu trennen. Die ältesten handgemalten dieser
Landschaft von 1767 und 1784 zeigen die gleiche Aufteilung, das Herzschild
mit Spruch wird von Blumen umrankt. Andere Blätter ähneln den
Lembacher Nadelstichbildern. In der Pfalz war der Brauch mehr auf dem Land
als in der Stadt verbreitet.

Göttelbriefe der Schweiz

Der größte Teil ist handgemalt, die gebräuchlichste Form ist der Einsteck-
brief. Die Ausgestaltung ist sehr vielseitig. Einige sind mit „Taufzeugnis"
überschrieben, andere mit „Tauf-Zedel". Vielfach Nadelstichtechnik. Aus
dem frühen 18. Jahrhundert sind aus der Schweiz keine Taufbriefe überliefert.

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