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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
68. Jahresband.1988
Seite: 544
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sein. Patengeld darf nicht ausgegeben werden, sondern soll als Glücksgroschen
aufbewahrt und erst beim Verlassen des Elternhauses übergeben werden
. Papiergeld darf auf keinen Fall eingelegt werden, es bedeutet Leichtsinn,
Armut und Läuse. Am besten sind die drei Metalle: Gold, Silber und Kupfer.
Von allen Münzsorten wird etwas gegeben, niemals dürfen die Pfennige vergessen
werden. Sie werden Wasch-, Klapper- oder Plappergeld genannt. Noch
1918 wurden bei einer Leipziger Taufe 18 verschiedene Geldsorten in den Patenbrief
getan und damit tüchtig geklappert. Diese Pfennige sollen ein frühes
Sprechenlernen des Kindes bewirken. Das Einlegen von geborgtem Geld ist
unglückbringend.

Andere Beigaben außer dem Geld waren in Nord-, Mittel- und Ostdeutschland
Salz und Brot oder zumindest Brotkrumen, damit das Kind keinen Mangel leide
. In der Schweiz werden Salz und Brot durch Brot und Käse ersetzt.

Manche Beigaben weisen auf den Beruf hin: Getreidekörner, häufig wird von
neunerlei Korn gesprochen. In der Hauptsache werden aber drei Körner, in der
Schweiz Gerstenkörner eingelegt. In neuerer Zeit werden vier Körner von den
vier Hauptgetreidearten mitgegeben (noch bis zum 2. Weltkrieg).

Für Buben werden Pferdehaare ausgewählt, selten eine Violinsaite, eine Stahlfeder
, die abgeschnittene Feder eines Kanarienvogels, ein Griffel (damit das
Kind gut lernt).

Bei Mädchen sind die Beigaben auf das häusliche Leben abgestimmt: Wolle
mit Flachs im frühen 19. Jahrhundert, Seiden- und Zwirnfäden, Leinsamen,
eingefädelte Nadeln mit rotem Seiden- oder weißem Zwirnfaden, ein Fingerhut
, in der Schweiz Einbinden einer Stricknadel. Rosmarin wurde beigelegt,
Myrrthenblätter in Ostpreußen. Mit den Gaben kann dem Kind auch geschadet
werden: wenn man eine Kohle einlegt, wird das Haus abbrennen (Ostpreußen
).

Der spätere Aufbewahrungsort des Patenbriefes ist von Wichtigkeit. Er soll
zwischen Balken und Stubendecke gesteckt werden oder ist ins Gesangbuch
einzulegen.

Anmerkungen

1 von mhd. krisem, kresem. Chrisam ist das geweihte Öl, mit dem in der kath. Kirche der
Täufling gesalbt wird

2 Pfetter bedeutet Pate. Das Wort ist abgeleitet von lat. patrinius = Pate

3 Ch. Pieske, Über den Patenbrief S. 85-121

4 Göttel, Gettel bezeichnet im Niederalemannischen und Pfalzischen die Patin. Hochalemannisch
Gotte. Das Wort ist abgeleitet von ahd. Gotfater = Vater in Gott, gotmuoter = Mutter
in Gott

5 vgl. Anmerkung 2

6 Kleeburg, Lembach, Hunspach: elsässische Ortschaften, Dep. Bas-Rhin in der Umgebung
von Weißenburg

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