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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 59
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aus dem Münstertal zum Rathaus zur versammelten Obrigkeit und begehrten
ihre alten Rechte: „Die Herren sagten zu allem ja". Und als die Menge einen
von diesen zum Fenster hinauswarf, konnte er gerade noch an den Füßen
festgehalten werden! Einen anderen nebst dem Stadtschreiber wollte sie ohne
weiteren Prozeß an einem Lindenbaum aufhängen! Die übrigen Herren wurden
zur Schau in der Stadt herumgeführt. Von etlichen Gutmütigen befreit,
ergriffen sie die Flucht.

August Lamey fügte dem in seinem Brief vom 25. Juli noch hinzu, er habe
gerade erfahren, daß in Barr eine Predigt gehalten worden sei, welcher der
Text von 1. Makkabäer XV.33.34. zugrunde gelegt war, der sich auf die Wiedereroberung
ihrer Waldungen beziehe. (Antwort von Simon: „Das Land,
das wir erobert haben, ist unser väterliches Erbe und gehört sonst niemand.
Unsere Feinde haben es aber eine Zeitlang mit Gewalt und Unrecht innegehabt
. Darum haben wir seiner Zeit das unsere wieder zu uns gebracht und
niemand das seine weggenommen").

Das Regiment Hessen-Darmstadt steckte als erstes die Kokarde an

Dem Sturm auf das Rathaus folgte ein Aufstand der Soldaten aus allen Regimentern
, die nach dem Bericht von Lamey zunächst am 5. 8. das Gefängnis
stürmten und französischen Waffenbrüder befreiten, während nach der
Schilderung von Strobel der Oberbefehlshaber dem Sturm durch die geforderte
Freilassung der Soldaten zuvorkam. Was Lamey weiter über die Vorgänge
von jenem Tag berichtet, war anscheinend nicht nur die Freude über
die gelungene Befreiung der Kameraden, sondern auch auf eine vom Magistrat
und der Repräsentantenversammlung beschlossene Gratifikation von
insgesamt 5700 Livres für alle Soldaten zurückzuführen:

Das wurde kräftig gefeiert, wer ihnen in den Weg kam, mußte mit ihnen trinken
, darunter auch der neue Gouverneur des Elsaß, Graf von Rochambeau,
der am 19. Juli gerade in Straßburg eingetroffen war und der „ganz gutwillig
das ihm dargebotene Glas" trank sowie der sich dagegen wehrende Stadtkommandant
Franz Ludwig Joseph von Klinglin, Sohn des Prätors. Am
6. August rottet sich die ganze Garnison zusammen, stürmte das Zuchthaus
und befreite den „Rädelsführer des neulichen Aufruhrs, Biersieder Sick,
und auch alles Weibsvolk, darunter die berüchtigte Lazarussin; auch Gambs
wurde befreit. Abends mußten alle mittrinken, Offiziere wie Handlanger,
Abt wie Laie, entweder aus einem Glas, einer großen Bierkanne oder aus
einem Kübel".

Aufgrund von Beschuldigungen mehrerer Wirte über Entwendungen von
Getränken und Eßwaren kam es zu Auseinandersetzungen innerhalb der
Garnison, da kein Regiment den Verdacht auf sich sitzenlassen wollte. Im

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