Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 71
(PDF, 111 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0071
versprochen habe. Mit höhnischem Spott lehnten sie die Annahme rundweg
ab. Sie mißhandelten überdies bis zum Bluten den Gerichtszwölfer und Stubenwirt
Carl Mast, der sich, wie manch Beamter vor ihm, durch Flucht in
Sicherheit brachte.

Der Einfluß des blutigen Geschehens in Frankreich ist unverkennbar, und
die Bauern hielten damit auch nicht hinter dem Berg: vom Schultheißen zur
Rede gestellt, antworteten die Bauern, daß das, was sie an Mast verübt hätten
, nicht viel zu bedeuten habe, denn er habe ja den Kopf noch, sie hätten
ihn nur ein wenig gerupft und hiermit ihren Mut gekühlt, immerhin gehe es
in Frankreich noch ganz anders zu. Wie Mast mußte auch der Stabhalter
fliehen. Der Landvogt ließ sich weder an diesem Tag noch bei der auf den
15. September angesetzten Versammlung blicken.

Schultheiß von Hermann: ,, Stellen sich Euer Wohlgeboren vor ..."

An jenem Tag zogen 800 Mann nach Oppenau, wo sie die alten Gerichtszwölfer
und andere festnahmen, das Rathaus stürmten und den Schultheiß
gewaltsam dorthin führten. Mit 60 Mann wollten sie den Obervogt holen,
damit er sein Versprechen erfülle; bis zu seiner Ankunft wollte man das Rathaus
besetzt halten. Für den Fall, daß er nicht erscheine, müsse man mit
blutigen Auftritten rechnen. Die Aufständischen „verlangten außer der Aufhebung
oder Zurückzahlung der Strafgelder sowie der Entlassung der Gefangenen
die Änderung der Waldordnung und den Ausschluß der Stadt vom
Hochwald" (Börsig). Der Schultheiß konnte schließlich die rasenden Bauern
bewegen, zwei Deputierte mit seiner Bitte nach Euenheim zu schicken, um
Bruder zu veranlassen, nach Oppenau zu kommen. Die Bauern waren vollkommen
Herr der Lage: „Stellen sich Euer Wohlgeboren vor, wie einem
rechtschaffenen Beamten ums Herz sein muß, wenn der Bauer das Heft in
der Hand und den Beamten in seiner Gewalt hat, wenn der Beamte keinen
Augenblick sicher ist, daß ein toller Bauer ihn mißhandelt oder wohl gar
wegjagt", klagte der Oppenauer Schultheiß von Hermann dem badischen
Major von Beck, den er, wie auch Landvogt Bruder, um militärische Hilfe
bat, die aber vom Markgrafen höflich abgelehnt wurde. In Voraussicht dessen
, was den Landvogt in Oppenau zu erwarten hatte, begab sich der Schultheiß
heimlich umgehend nach Euenheim, um jenen zu warnen, nicht nach
Oppenau zu kommen, was wegen der Feigheit Bruders sicherlich überflüssig
war; er wäre wohl ohnehin nicht gekommen.

,,Es muß sein!"

Vielleicht war es auch nicht nur Feigheit, sondern einfach das schlechte Gewissen
. Was auch ihm blühen konnte, geht aus den Aufzeichnungen von Ig-
naz Peter hervor:

71


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1989/0071