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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 74
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von Türckheim. Auch er wandte sich an Johannes Müller und erklärte ihm
in seinem Schreiben vom 20. Mai 1790, daß er sicher nicht in den Verdacht
gerate, die Sache der Aufständischen zu vertreten, aber die Lage des Landes
hätte keine solche Härte erfordert. Bruder habe sowohl den Kurfürsten als
auch Müller getäuscht, wenn man ein so schreckliches Instrument in Anspruch
nehme, um die unglücklichen Einwohner des Amtes Oberkirch zu
bestrafen und zugrunde zu richten.

Rohan, welcher der Nationalversammlung angehörte, begab sich am 8. Juli
mit großem Gefolge nach Ettenheimmünster, wo er am 13. 7. eintraf. Zum
„Abschied" zerstörten etwa 600 Bauern aus der Umgebung von Zabern seinen
Tierpark und fällten die schönsten Bäume.

Als die letzten Truppen im Sommer wieder abzogen, führten sie die verhafteten
Anführer in die Zuchthäuser von Mannheim und Mainz. Zurückblieb
die Schuldenlast des Hochstifts für diese Exekution, die der Kardinal bis zu
seinem Tode (17.2.1803) noch nicht abgetragen hatte. Nach Börsigs Schilderung
tobte sich der Landvogt von Bruder nun in seiner ganzen Machtfülle
aus. Als die Rotten Versammlungen abhielten, wertete er dies als unerlaubte
Zusammenrottung, ließ 16 Talbewohner als Anstifter abführen und aburteilen
: „Die Verheirateten von ihnen erhielten ein- bis zweijährige Zuchthausstrafen
, die Ledigen wurden zu öjährigem Kriegsdienst verurteilt."

Kloster Ettenheimmünster erbat militärische Hilfe

Im Oberamt Euenheim brachen die Unruhen später aus als im Oberamt
Oberkirch. Auch dort ging es um Waldstreitigkeiten. Wegen der Nutzung
des Genossenschaftswaldes waren die Beziehungen der Stadt Euenheim, bei
der die Oberaufsicht über die Waldungen lag, und der übrigen Markgenossen
zu dem Kloster Ettenheimmünster seit Jahrhunderten recht gespannt.
Am 26. August ließ die Ettenheimer Bürgerschaft dem Magistrat zwei Beschwerdeschriften
überreichen, in denen u.a. der Nachweis des Eigentumsrechtes
der im Ettenheimer Bann liegenden Güter, die Rückgabe des
Eigenwaldes gegen Ersatz des Kaufgeldes und die Abschaffung des Klosterzehnten
„in denen gemeinen Güter" gefordert wurde. Drei Tage darauf versammelten
sich die Vorsteher der Genossenschaftsorte auf dem Ettenheimer
Rathaus. Unter dem stürmischen Druck der Waldgenossen — auch in Rust
gab es Tumulte —, die das Kloster angreifen wollten, war das Kloster in vielen
Punkten zur Nachgiebigkeit geneigt, mußte aber am 2. September militärische
Hilfe des Markgrafen erbitten, die auch bewilligt wurde. Auch in
diesem Oberamt tat sich der Landvogt von Bruder durch seine Feigheit hervor
. Obwohl man von dem Kardinal Rohan nichts gefordert hatte, machte er
von sich aus unmögliche Zugeständnisse und fügte hinzu: „Wollet Ihr, daß
ich, der Oberamtsverweser, der Amtsschreiber und der Pfarrer abgesetzt

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