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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 77
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und wehrte mit dem Hinweis ab, daß Windschläg eine besondere Herrschaft
habe, ihre Sache und Klagen nicht die der Windschläger sei und schuf mit
einem Umtrunk eine freundliche Atmosphäre, die aber bald durch das Eintreffen
von etwa 60 bis 80 Mann über den Feldweg von Appenweier gestört
zu werden drohte, als diese laut riefen: ,,Allons, fort, oder wir nehmen euch
mit Gewalt hinweg!" Dem Ankerwirt gelang es, auch diesen Haufen mit
gleichen Argumenten zu beruhigen, der dann mit der Vorhut jener vier
Mann nach Griesheim weiterzog.

Als etwa eine Stunde später erneut etwa ein Dutzend Männer aus Lauf auf
dem gleichen Weg zum „Anker" kamen, hatte der Wirt mit seinen Vorstellungen
und wohl insbesondere mit dem Freitrunk erneut Erfolg, wobei ihm
die Laufer ihre Sympathie bezeugten und ihn sogar einluden, bei ihnen einzukehren
, wenn er dorthin komme. Sie nahmen auch keinen Wein mehr an
und zogen weiter nach Bohlsbach. Bei der Vernehmung des Ankerwirtes gab
dieser an, daß er in der Aufregung ihren Namen vergessen habe.17

Die Windschläger Bittschrift an den Freiherrn von Neveu vom 24. 8. 1789

Das Verdienst des Ankerwirtes wurde von der Herrschaft so hoch eingeschätzt
, daß er zum Ortsvorsteher gemacht werden sollte. Weniger zufrieden
mit dem Ankerwirt waren seine Dorfgenossen, die in ihrem Beschwerdekatalog
forderten, daß der Ankerwirt und der Bäcker ebenso wie andere Bürger
fronen sollten, daß der Wirt nichts mehr im Wald und in der Gemeinde
zu befehlen habe. Ferner habe der Ankerwirt sich geweigert, mit den Bürgern
zu gehen, die ihre Klagen der Herrschaft vortragen wollten; er habe das
nicht nötig, und deshalb wollten sie auch von ihm nichts wissen. Außerdem
habe er den Taglöhnern ihre Armut vorgeworfen und sich gebrüstet, daß er
ein so schönes Haus habe, vornehmer als sechs Taglöhnerhäuser. Es wundere
die Bürgerschaft sehr, daß der Amtmann und Ankerwirt einen Heimburger
mitten im Winter gezogen habe, ohne daß sie die Gründe hierfür
erfahren hätten.

Amtstage sollten im herrschaftlichen Haus und nicht im Wirtshaus abgehalten
werden, damit der Ankerwirt nicht alles sehe und höre. Die Windschläger
verlangten u.a., daß der Amtmann nicht so häufig nach Windschläg
komme, der Schultheiß solle sich mit den kleineren Angelegenheiten befassen
. Falls dieser dazu nicht imstande sei, wolle man einen anderen Schulzen
. Ferner solle der Heimburger alle Jahre von der Gemeinde gewählt
werden und bei seiner Rechnungslegung solle ein Ausschußmann dabei sein,
damit man sehe, ob „sie ebes erhust oder verlumbt haben". Dieser Ausschußmann
solle von der Bürgerschaft ausgesucht werden, wobei man den
Ankerwirt ausdrücklich als solchen ablehnte. Des weiteren wiesen die

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