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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 80
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aber schließlich ging der Spektakel auseinander und jeder ging den Weg, wo
er hergekommen. Nach einem Bericht über den Vorgang an den Kaiser sollten
6000 Mann in die Ottenau zur Exekution beordert werden. Während
dessen versicherten 12 Vorgesetzte aus dem Gericht Achern, unter ihnen
der Vater von F. J. Geck, der Fautenbacher Kreuzwirt Sebastian Geck
(1753—1823), den Beamten im Oberamt in Offenburg „der guten, besseren
Besinnung und Gesinnung der Bürger und leisteten persönliche Bürgschaft
unter eigener Verantwortlichkeit". Der anwesende Herr v. Greiffenegg ließ
das zu Protokoll nehmen und bemerkte, daß dies den Kaiser erfreuen und
sicher allen verzeihen würde. Auf einer Inspektionsreise kam Greiffenegg,
dessen Berichterstattung nach Wien die Zurückhaltung der Exekutionstruppen
bewirkt hatte, nach Achern und aß im Pfarrhaus von Fautenbach zu
Mittag.

Vom Oberamt ausgeliefertes Stockurbarium entpuppte sich als Abschrift von
Vorschriften!

Nach Peters Schilderung waren nun die Bauern bei Appenweier keinesfalls
auseinandergelaufen, um wieder heimzukehren:

„Der Zentralbehörde des Ländchens Ortenau, der Landvogtei oder dem
Oberamte selbst war ein Angriff zugedacht; ihren Sitz hatte sie in der freien
Reichsstadt Offenburg. Also, merkwürdig genug, zwar auf fremdem Staatsgebiet
, aber unter dem Schutz der Mauern, die ihren Nutzen jetzt bewährten
: ein Heer von Insurgenten zog vor diese Stadt, wo sie noch zu später
Stunde Einlaß forderten; die alten Rechte wollten sie wieder haben, wie sie
sagten. Die Reichsstadt aber hielt vor ihnen die Tore gut verschlossen, und
die schlecht ausgerüsteten, schlechter noch geführten Bauern mußten biwakierend
warten. Am Tage wurden sie eingelassen. Unter Jubeln und blindem
Schießen drangen sie in die Straßen vor. Sie umstellten das Haus der Landvogtei
, und die Beamten mußten sich auf dem Balkon zeigen, während in der
wogenden Masse Flintenschüsse krachten. Unter freiem Himmel in der breiten
Straße ward eine lange Tafel aufgestellt, die zum Protokollieren dienen
sollte. Forderung auf Forderung wurde von den Bauern da diktiert, die ungestüm
den Tisch umdrangen und durcheinander schrien. Protokoll auf Protokoll
wurde angefangen; mehrere wurden unbrauchbar, indem der Bauern
Faustschläge auf die Tafel sie mit Tinte überdeckten; neue Protokolle wurden
von den Schreibern aufgenommen, die von Angstschweiß trieften. Versprechen
auf Versprechen, wie die Rebellen sie nur wünschten, wurden da
erteilt, und die vielgesuchte Urkunde der Ortenauischen alten Rechte, das
,Stockurbarium', welches die ungelehrten Leute den Stockurbanis nannten,
wurde ihnen ausgeliefert. Im Triumph trugen sie die dicke Schrift davon in
die Kirche eines entfernten Ortes der Ortenau, Oberachern, wo man sie in

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