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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
69. Jahresband.1989
Seite: 81
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den Tabernakel unter Schloß verwahrte. Eine bescheidene Eroberung fürwahr
, und große Freude um ein kleines Gut! Denn, was sie der Oberbehörde
entrissen hatten, war einfach eine Abschrift, die ich in späteren Jahren selbst
gelesen habe und die nichts enthielt als Vorschriften über die Wahl der niederen
Gemeindediener, über das Abschneiden der Hörne beim Rindvieh und
über die Polizei in Ort und Feld.

Zum Schutz der Landvogteibehörde rückte in der Zwischenzeit unter dem
Hauptmann von Spenst eine Kompanie kaiserlicher Grenadiere von Freiburg
her in Offenburg ein, und als ein neuer Haufen von Rebellen den Eingang
in die Stadt erzwingen wollte, öffnete sich auf ein gegebenes Zeichen das Tor
mit beiden Flügeln, das Kommandowort: ,Schlagt an!' wurde vernommen,
die Gewehre der Grenadiere senkten sich, und die Bauern, vom nahen Tod
angestarrt, prallten entsetzt zurück, und mit dem Schrei: Jesus, Maria und
Joseph!' stoben sie auseinander."

In Appenweier setzte man den Vogt zwölf Tage lang fest

Nun mag tatsächlich ein neuer Haufen angerückt sein. Offensichtlich umfaßte
die an sich schon große Schar der marschierenden Bauern nach der Darstellung
von Karl Maier nicht alle Rebellen:

„Für den Vogt Bargehr von Appenweier fingen allerdings die Sorgen erst
nach dem Abzug der Leute aus Achern und Ottersweier an, denn kaum waren
diese fort, wurde er von ca. 50 Männern aus seinem eigenen Gericht
festgesetzt und zwölf Tage lang im Vogteihaus gefangengehalten, bis ihn eine
Kommission des Oberamtes befreite."

In die Unruhen von Appenweier wurde auch der Sohn des Bürgermeisters
Kumpler von Schlettstadt verwickelt, der aufgrund eines Berichtes der Appenweierer
Vogtei über seine aufrührerischen Reden auf Anforderung des
Ortenauer Oberamtsrates von Gaza verhaftet wurde. Bei seiner Vernehmung
gab er an, unterwegs zu Verwandten zu sein. Er sei im Begriff gewesen, sich
nach Holzhausen zu seiner Schwester zu begeben, die mit dem Baron von
Harsch verheiratet sei, um dann nach Freiburg zu seinem Onkel, dem Herrn
von Löwenberg, zu reisen. Tags zuvor sei er in Gengenbach bei Herrn Kaim
gewesen, wo er aber fortgegangen sei, weil man auch dort Unruhen befürchtete
. Es klang sicher glaubhaft, doch seine Aussage: ,,Er wäre so bestürzt
gewesen, daß er wirklich nicht wüßte, was er geredet habe", läßt doch vermuten
, daß er aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht hatte. Gewiß,
nur eine Episode am Rande, ein einziger, aber doch interessanter Faden aus
dem weitreichenden verwandtschaftlichen Informationsnetz, das sich über
den Rhein spannte.

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